Etymachia und andere Texte

Die Handschrift enthält u.a. eine Etymachia („Kampf des Geistes“,), einen anonym überlieferten Text, in dem die sieben Todsünden den Tugenden in Zitaten aus der Bibel und den Kirchenvätern gegenübergestellt werden. Die Bilder stecken voller Symbole.

Bl. 51v: Die Personifikation der Largitas (Freigiebigkeit) hält einen Schild mit einer Darstellung des Caladrius (hier ein grüner Vogel). Nach der griechischen Mythologie zeigt dieser an, ob ein kranker Mensch stirbt oder nicht: Von dem Sterbenden wendet er sich ab, dem Genesenden jedoch kehrt er sich zu, wie ein guter und barmherziger Mensch dem würdigen Armen Almosen gibt, dem unwürdigen Armen aber nicht. Der Storch auf dem Ärmel steht für die Freigiebigkeit, denn er gebe demjenigen, bei dem er nisten darf, gerne eines von seinen Jungen – ein Gleichnis für den Menschen, der bereitwillig seinen Zehnten gibt. Der Jaspis auf dem Haupt der Personifikation macht den Menschen sicher und ohne Furcht wie auch die Milde und das Almosen.

Bl. 52r: Die Personifikation der Invidia (Neid) reitet auf einem Drachen. Auf dem Schild ist eine Fledermaus dargestellt, die das Licht nicht ohne Schaden sehen kann, wie die Neider das Glück der anderen nicht sehen können. Die Natter auf dem Ärmel verweist auf die bösen und neidischen Ratgeber, die Bienen auf dem Haupt mit dem Honig im Mund und dem Stachel im Schwanz auf die Neider und Ehrabschneider, die süße Worte reden, solange man in ihrer Gesellschaft ist, hinter dem Rücken aber verleumden.