Die Fotografie aus dem Jahr 1907 zeigt Mitarbeiterinnen des Vermittlungsamtes in Chemnitz. Sie sitzen einander gegenüber an eher ungewöhnlichen, horizontal aufgebauten Vermittlungsmodulen und werden durch vier männliche Beamte beaufsichtigt. Alle Frauen tragen hochgeschlossene, dunkle Kleider und hochgesteckte Haare.
Anstellung bei der Post zu finden, ist für viele junge, unverheiratete und gebildete Frauen gegen Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts äußerst erstrebenswert. Es ist eine der wenigen Möglichkeiten für diese Gruppe, ein eigenes Einkommen zu haben und dabei einen einwandfreien Ruf zu behalten. Mehr noch: Die Tätigkeit als Stenotypistin oder Telefonistin ist gesellschaftlich – im Unterschied zur Arbeit in der Fabrik oder der Landwirtschaft - angesehen und wird als „modern“ erachtet.