Im kleinen Format für die nahsichtige Betrachtung konzipiert zeigt das preziöse Werk die Marter des heiligen Sebastian. Der Pestheilige wird hier als Heros von klassischer Schönheit charakterisiert. Nur wenige Pfeile haben seinen muskulösen Körper getroffen. Den Blick gen Himmel gerichtet, scheint er von einer göttlichen Kraft erfasst, die seinen ganzen Körper durchdringt und selbst den überlangen Schurz in Bewegung versetzt. Für die um Schutz vor der Pest bittenden Menschen war die Marter des jugendlich schönen Sebastian ein Versprechen auf das ewige Leben. Die unsignierte Arbeit lässt sich einer Gruppe von Bildwerken zuordnen, von denen einige das Monogramm IP tragen. In den ersten Jahrzehnten des 16. Jahrhunderts dürfte der Meister IP in Passau eine prosperierende Werkstatt unterhalten haben. Er hat aber auch Altarwerke für Prag geschaffen. Neben den großen Altarretabeln hat er sich auf kleinformatige Werke für den privaten Gebrauch spezialisiert. Die Berliner Sebastian-Gruppe gehört zu seinen beeindruckendsten Arbeiten auf diesem Gebiet.