Im Zentrum eines gutbürgerlichen Interieurs in braunroter Tonigkeit ist groß und bildbestimmend, im hereinfallenden Licht sitzend, eine junge Frau dargestellt. Sie gibt ihrem in einem weißen Steckkissen liegenden Baby die Brust. Die freundliche Intimität und gepflegte Schlichtheit der Szene entsprechen dem von der Lebensreformbewegung beeinflußten Lebensgefühl dieser Generation. Das populäre Buch der Reformpädagogin Ellen Key »Das Jahrhundert des Kindes« (deutsche Erstausgabe 1902), hatte zudem das Kind ganz neu zu sehen gelehrt. Dargestellt ist die zweite Gattin des Malers, der zu dieser Zeit ein geschätztes Mitglied der Berliner Secession war und einem lyrisch gestimmten Impressionismus anhing. | Angelika Wesenberg