Das mythische Wesen verbindet Merkmale eines Säugetieres und eines Raubvogels. Der Typ des vogelköpfigen, geflügelten Mischwesens ist in der Ikonographie der Kunst Urartus (altorientalischer Staat in Ostanatolien und im armenischen Hochland, ca. 9.–6. Jahrhundert v. Chr.) häufiger nachgewiesen, er ist in engem Zusammenhang mit der religiösen Vorstellungswelt der Urartäer zu sehen. Obwohl die Greifenfigur als Begleiter einer Gottheit oder als deren heiliges Tier gedeutet werden muss, bleibt ihre konkrete Rolle in Mythus und Kult noch unbekannt. Der als Hohlguss gearbeitete Greif ist als Teil eines monumentalen Götterthrones identifiziert worden, der wahrscheinlich zum Kultbild des urartäischen Staatsgottes Chaldi gehörte. Wie auch die übrigen figürlichen und dekorativen Bestandteile die Thrones war der Greif ursprünglich mit Goldblech überzogen, von dem nur noch winzige Partikel auf der Oberfläche der Statuette erhalten blieben. Der Schweif und das rechte Bein fehlen. Die Augenhöhlen, die Brauenbögen und Teile der Wulstringe des Kopfaufsatzes waren farbig ausgelegt. [Ralf-Bernhard Wartke]
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