Im Reichstempel des Amun in Napata wurden eine Reihe von Stelen gefunden, in deren Inschriften die Herrscher von Kusch über ihre Thronbesteigung, Feldzüge, Tempelbauten und Stiftungen für die Götter berichten. [...] Zu diesen wertvollen Denkmälern der Geschichte des Reiches gehört die Stele aus dem 8. Jahre des Königs Nastasen, die mit Sicherheit aus Napata stammt, auch wenn sie, erst im vorigen Jahrhundert verschleppt, 1853 in Neu Dongola entdeckt wurde. Die Reliefs des Giebelfeldes und die Inschriften sind ungewöhnlich sorgfältig gearbeitet [...]. Wie auch auf Stelen der ägyptischen Könige häufig, ist im Giebelfeld in antithetischer Anordnung der König vor zwei Göttern opfernd dargestellt. Rechts steht er vor dem widderköpfigen Amun von Napata, links vor dem menschenköpfigen Amun von Karnak. Der König ist mit dem ägyptischen Herrscherschurz bekleidet, trägt aber die kuschitische Königskappe mit dem breiten Diadem, an dem nur ein Uräus befestigt ist. Er reicht dem Gott ein Pektoral und eine Kette aus ovalen Kugeln. Für das Reich von Kusch geradezu selbstverständlich ist der König von seiner Hauptgemahlin (in der rechten Szene) und seiner Mutter begleitet, der »Königsschwester und Königsmutter, der Herrin von Kusch, Pelcha«. Sie trägt die Königskappe mit Diadem und Uräus wie der Sohn, hält in der linken Hand das Sistrum und gießt mit der rechten aus einem Kulteimer, der Situla, Wasser vor dem Gotte aus.