Die meroitischen Könige sind in Pyramidengräbern beigesetzt. Auf den Wänden der entsprechenden Kapellen sind sie selbst als Verstorbene und somit Teil der jenseitigen Welt, in der der Gott Osiris herrscht, abgebildet. Als solche empfangen sie Opfergaben und sind von der Göttin Isis beschützt, die hinter dem König ihre Flügelarme aussteckt. Vor ihr sitzt Amanitenmomide auf einem Löwenthron. Er ist mit dem vollen königlichen Ornat bekleidet zu dem auch die breite Schärpe gehört, die diagonal über seinem Oberkörper hängt. Über die Finger seiner linken Hand zieht sich eine große rechteckige Platte eines Schildrings und zudem ist er mit Ohrringen und Ketten geschmückt. Zeichen der Treffsicherheit im Umgang mit Pfeil und Bogen zeigen das Tragen der ledernen Unterarmstulpen an neben den steinernen Daumenringen an beiden Händen. Der König sitzt unter einem Baldachin, dessen Dach und Traggestell lediglich angedeutet sind. Am linken Bildrand stand ein Priester, der dem König einen Räucherarm mit brennendem Weihrauch entgegenhielt. Zwischen beiden steht ein niedriger Opfertisch auf dem Brote liegen. In Kopfhöhe des Königs befinden sich sein Thron- und Geburtsname in ägyptischen aber auch meroitischen Hieroglyphen. Das Relief vermag im ersten Moment ägyptisch erscheinen, doch weisen Details wie die negroiden Züge im Gesicht auf eine zweifelsfreie Herkunft aus dem Reich von Meroë.
(J. Helmbold-Doyé)
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