Guglielmo Marconi, elektromagnetische Wellen und die drahtlose Übertragung

Guglielmo Marconi gehört zu den erfolgreichsten italienischen Pionieren im Bereich der Wissenschaft und Technik. 1909 wurde ihm für seine Arbeiten der Nobelpreis für Physik verliehen.

Detector magnetico MarconiNational Museum of Science and Technology Leonardo Da Vinci

Selbst heute, im Zeitalter der digitalen Technologie und Globalisierung, basieren viele der Technologien, die wir im Alltag nutzen – wie Smartphones, Satelliten, Radio und Fernsehen –, auf den Funksystemen und Drahtlosverbindungen, die Marconi entwickelte und vorantrieb.

Time Covers - The 20S (1926-12-06)LIFE Photo Collection

Guglielmo Marconi, der "Beherrscher des Äthers"

Marconi gehört zu den bekanntesten und beliebtesten Italienern. Das liegt vor allem an der Besonderheit seiner Erfindung: Die drahtlose Kommunikation regte die Fantasie der Öffentlichkeit an und verschaffte ihm den Spitznamen "Beherrscher des Äthers". Doch auch sein außergewöhnlicher Eklektizismus fiel auf. So trat er einerseits als Erfinder und Wissenschaftler und andererseits als Unternehmer und moderner Förderer der Kommunikation auf.

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Mit nur 21 Jahren und ohne nennenswerte akademische Abschlüsse erzielte Marconi 1895 erste Ergebnisse in der drahtlosen Kommunikation. Dabei experimentierte er mit elektromagnetischen Wellen, die einige Jahre zuvor von H. R. Hertz erzeugt und nachgewiesen worden waren.

In dieser Zeit versuchten Wissenschaftler in Laboren auf der ganzen Welt, die Wellen zu ergründen, mit denen sich der junge Mann seit Monaten in der abgeschiedenen Villa Griffone beschäftigte, der Sommerresidenz seiner Familie.

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Augusto Righi in Italien, Oliver Lodge in England, Alexander Popow in Russland und Edouard Branly in Frankreich gehörten zu den bedeutenden Wissenschaftlern, die zu dieser Zeit ebenfalls in diesem Bereich forschten.
Doch der junge Autodidakt aus Bologna kam ihnen zuvor: Er entwickelte und perfektionierte als Erster ein neues System für die drahtlose Kommunikation, das in den folgenden Jahren als Referenzpunkt für Forschungsarbeiten zu Funkwellen und deren Einsatzmöglichkeiten diente. Diesen kometenhaften Aufstieg verdankte der junge Erfinder nicht nur seinen außerordentlichen technischen und wissenschaftlichen Fähigkeiten, sondern vor allem auch der Tatsache, dass er immer über den praktischen Nutzen seiner Forschungsergebnisse nachdachte. Marconi war im Gegensatz zu den oben genannten Wissenschaftlern weniger an theoretischen Spekulationen interessiert, sondern hatte, wie der Historiker Hugh Aitken es formulierte, sein Ziel immer fest vor Augen: Für Marconi ging es immer um die Distanz, und zwar nicht nur zu Beginn bei seinen Tests in der Villa Griffone. Für den Rest seines Lebens war er von dieser technischen Dimension besessen.

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Marconi verfolgte seine ehrgeizigen Ziele weiter und entwickelte immer präzisere Instrumente, sodass er letztendlich auch große Entfernungen überbrücken konnte. Am 12. Dezember 1901 gelang ihm die Funkübertragung von der alten in die neue Welt – über 3.000 Kilometer des Atlantiks.

Diese außerordentliche Leistung im Alter von nur 27 Jahren ist die größte Errungenschaft seines Lebens und zeichnet ihn heute noch als einen der wichtigsten Erfinder aus.

Die intensiven Forschungsarbeiten und ausgezeichneten Ergebnisse in seinen frühen Lebensjahren brachten Marconi aber nicht von seinem zweiten Ziel ab: der Vermarktung seiner Erfindung.

Marconi Guglielmo 1874-1937LIFE Photo Collection

Der Unternehmergeist des jungen Marconi zeigte sich schon kurz nach den ersten Experimenten. Im Winter 1895 bat er beim italienischen Post- und Telegrafenministerium darum, dort seine Erfindung und ihre möglichen Einsatzbereiche vorstellen zu dürfen.
Die Antwort fiel jedoch nicht sonderlich enthusiastisch aus und Marconi beschloss im Februar 1896, nach England zu reisen. Er hoffte, dass die wirtschaftliche Lage dort mehr Möglichkeiten zur Weiterentwicklung seiner Erfindung bieten würde.
Entscheidend für Marconi wurde die Zusammenarbeit mit dem britischen Post Office, das für die gesamte Telegrafie des British Empire verantwortlich war. Dies verlieh dem jungen Italiener Glaubwürdigkeit und verschaffte ihm Zutritt zu Wissenschafts- und Finanzkreisen in London. Die Zusammenarbeit endete im Frühjahr 1897, als das Post Office Marconi bat, ihm die Patente für seine Erfindungen zu verkaufen.
Marconi fühlte sich zwar zuerst von dem Interesse geschmeichelt und fand die finanzielle Sicherheit verlockend, entschied sich dann aber mutig dafür, seinen eigenen Weg zu gehen. Er wollte lieber die Kontrolle über die Weiterentwicklung seiner Erfindung behalten.

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Im Juli 1897 gründete Marconi mit der Unterstützung von acht Sponsoren die Wireless and Telegraph Signal Company, die 1899 in Marconi's Wireless Telegraph Company umbenannt wurde.
In den Jahren nach der Gründung des Unternehmens stellte Marconi sein Gespür für die moderne Kommunikation unter Beweis.
Marconi erkannte, dass die Funkkommunikation viel mehr Möglichkeiten bot als nur die Übertragung über kurze Strecken, die bei den Demonstrationen 1896 und 1897 erzielt worden war. Unter der Schirmherrschaft des Post Office entwickelte er einige spektakuläre Experimente, mit denen er die Presse und die Öffentlichkeit auf sich aufmerksam machen wollte. Neue Tests wurden im Freien ausgeführt und zugelassen waren nur Journalisten und Politiker.
Im Sommer 1898 half er mit seinen Geräten Königin Victoria, die ihren Urlaub auf der Isle of Wight verbrachte, in Kontakt mit ihrem Sohn zu bleiben, der sich auf der königlichen Jacht erholte.
Im folgenden Jahr organisierte Marconi in den USA die Radioübertragung des America's Cup. Im gleichen Jahr gelang ihm die Funkübertragung über den Ärmelkanal von England nach Frankreich.

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Dank dieser Experimente und der intensiven Verbesserung der Ausrüstung schloss die Marconi Company ab 1901 die ersten bedeutenden Verträge ab. Ende 1902 waren bereits 70 Handelsschiffe mit Marconi-Funksystemen ausgestattet und konnten mit 25 Sendern an der Küste kommunizieren.
Da das Unternehmen gut aufgestellt war, konnten auch Marconis Instrumente weiterentwickelt werden. Sie wurden immer zuverlässiger und eroberten nach der See auch die Erde und die Luft.

Magnetic detector built in a cigar box.National Museum of Science and Technology Leonardo Da Vinci

Marconi-Sammlung im Museo della Scienza, Mailand

Il Museo Nazionale della Scienza e della Tecnologia Leonardo da Vinci in Mailand beherbergt eine der größten Sammlungen der Erfindungen von Marconi. Dazu zählen mehr als hundert Geräte, die Guglielmo Marconi und seine Unternehmen entwickelt und gebaut haben.

Detector magnetico MarconiNational Museum of Science and Technology Leonardo Da Vinci

Besonders interessant ist der magnetische Detektor, den der italienische Erfinder an Bord der königlichen Jacht "Carlo Alberto" bei den Versuchskampagnen im Sommer 1902 verwendete. Damit bewies er die technische Zuverlässigkeit dieses Empfängers und die Fähigkeit von Funkwellen, große Hindernisse und lange Strecken zu überwinden.

Detector magnetico MarconiNational Museum of Science and Technology Leonardo Da Vinci

Von den ersten industriell gefertigten Produkten zu Beginn des 20. Jahrhunderts über die Elektronenröhren der 20er- und 30er-Jahre bis zur Fernsehtechnologie der 1940er-Jahre zeichnen sich vor allem die ersten industriell gefertigten Empfänger aus dem Jahr 1901 aus: der berühmte abgestimmte Empfänger mit Kohärer.

Marconi-Franklin Multiple TunerNational Museum of Science and Technology Leonardo Da Vinci

Ein erster wichtiger Schritt in der praktischen Nutzung der Funkkommunikation war die Möglichkeit, einzelne Frequenzen senden und empfangen zu können.

Die ersten Empfänger erfassten nämlich alle Signale, die die Antenne erreichten, und konnten nicht unterscheiden, von welchem übertragenden Gerät sie stammten. Die Signale überlagerten sich dadurch unter Umständen, was zu Verständnisproblemen führte. Dieses Problem wurde mit der Zunahme der Sendestationen und der gesendeten Nachrichten immer größer.

Im Jahr 1900 ließ sich Marconi mit der Nummer 7777 eine Schaltung patentieren, mit der er eine bestimmte Frequenz auswählen und festlegen konnte, ob die Funkwellen übertragen oder empfangen werden sollten.

Sea Wrec Titanic (1910/1920)LIFE Photo Collection

Wussten Sie, dass dank der über Funk gesendeten SOS-Signale zahlreiche Menschen von der Titanic gerettet werden konnten?

Zum Entdecken tippen

Dieser Bereich im Museo Nazionale della Scienza e della Tecnologia in Mailand ist Marconi und dem Radio gewidmet.

Mitwirkende: Geschichte

Mostra delMuseo Nazionale della Scienza e della Tecnologia
Leonardo da Vinci
Via San Vittore 21
Milano
www.museoscienza.org

Quelle: Alle Medien
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