Von "Deutsches Museum"
Deutsches Museum
Das Fliegen: Die Erfindung lag in der Luft
Das Fliegen ist der vielleicht älteste Traum der Menschheit - ein Traum, der schon die Dichter der antiken Mythologie beschäftigte, als einst Ikarus der Sonne zu nah kam und seinen Hochmut mit dem Leben bezahlte. Ab dem Ende des 19. Jahrhunderts schafften große Pioniere der Luftfahrt dann aber den entscheidenden Durchbruch – auch wenn sie anfangs gerade einmal nur wenige Meter durch die Lüfte segelten, waren ihre Erfindungen die Vorläufer der großen Flugzeuge, mit denen wir heute rund um die Welt jetten.
Otto Lilienthal (1894)Deutsches Museum
Otto Lilienthal
Der 1848 geborene Otto Lilienthal gilt als einer der großen Pioniere der Luftfahrtgeschichte. Viele Jahre beobachtete er mit seinem Bruder Gustav die Flugweise von Vögeln – bis er erkannte, dass es nicht reicht, die Natur nur nachzuahmen. Durch Versuche mit ebenen und gewölbten Flächen im Wind entdeckte Otto Lilienthal, wie die Wölbung den Auftrieb beeinflusst.
Lilienthalgleiter/Normalsegelapparat von Otto LilienthalDeutsches Museum
Mit Hilfe detaillierter Zeichnungen und komplexer mathematischer Formeln zu Länge und Gewicht berechnete Otto Lilienthal, wie man einen fliegbaren Gleitschirm am besten entwerfen kann.
Den ersten Versuchen waren viele theoretische Überlegungen und Berechnungen vorausgegangen.
Lilienthal arbeitete weiter an seiner Entwicklung, wie die Bleistiftnotizen auf der gesamten Zeichnung zeigen.
1889 veröffentlichte Otto Lilienthal sein Buch "Der Vogelflug als Grundlage der Fliegekunst". Für ihn war dies die Grundlage, um endlich von der Theorie zu praktischen Experimenten überzugehen.
Normalsegelapparat (1893)Deutsches Museum
Der Normalsegelapparat
Von 1894 an flog Lilienthal mit einem Eindecker-Gleitflugapparat, den er "Normal-Segelapparat" nannte. Er wird als seine ausgereifteste Konstruktion angesehen. Der "Normal-Segelapparat" besitzt bei einer Spannweite von 6,7 Metern eine Flügelfläche von 13 Quadratmetern. Bei Starts an den Hängen der Rhinower Berge erzielte Lilienthal Gleitflüge von bis zu 250 Metern Weite. 1884 ließ er unweit seiner Wohnung einen 15 Meter hohen Fliegeberg errichten, um auch dort Flugversuche durchführen zu können. Lilienthal inspirierte Flugforscher im In- und Ausland zu Versuchen und regte sie zum Bau von eigenen Konstruktionen an.
Video zum Lilienthalgleiter (1893)Deutsches Museum
Otto Lilienthal (1894)Deutsches Museum
Seine Erfindung galt als große Sensation. In kleiner Stückzahl fertigte Lilienthal weitere Modelle seines Normalsegelapparats und verkaufte sie im In- und Ausland. Lange konnte er sich an seinem Ruhm aber nicht freuen. Am 9. August 1896 stürzte er bei einem Testflug bei Stölln am Gollenberg aus 15 Metern Höhe ab. Einen Tag später erlag er in der Universitätsklinik Berlin seinen Verletzungen. Er wurde nur 48 Jahre alt.
Gebrüder Wright (1908)Deutsches Museum
Die Gebrüder Wright
Die Brüder Wilbur und Orville Wright entwickelten, bauten und flogen das erste motorgetriebene Flugzeug. Sie leiteten die Entwicklung und Produktion der ersten Motorflugzeuge ein und prägten die Anfänge der Fliegerei. Orville Wright (1871 - 1948) besaßen eine Fahrrad-Reparaturwerkstätte in Dayton/Ohio. Schon als Jugendliche zeigten sie Interesse an der Entwicklung von Fluggeräten. Nach dem Tod Otto Lilienthals wuchs ihr Interesse weiter. "Erst als die Nachricht von dem betrübenden Tod Lilienthals 1896 nach Amerika kam, schenkten wir der Frage des Fluges wieder eine mehr als vorübergehende Aufmerksamkeit."
Wright erster Motorflug (1903)Deutsches Museum
Ihr erstes erfolgreich entwickeltes Motorflugzeug war der "Flyer". Als gelungene Premiere fand der Jungfernflug am 17. Dezember 1903 statt. An diesem Tag führten sie gleich vier Flüge durch. Der erste Flug ging über 36,5 Meter und dauerte zwölf Sekunden. Beim vierten und letzten Flug des Tages kam Orville Wright in 59 Sekunden immerhin auf 260 Meter. Ort des Flugversuche war die Atlantikküste bei Kitty Hawk in North Carolina.
Wright erster Motorflug (1908)Deutsches Museum
Beflügelt von ihrem Erfolg entwickelten die Brüder ihre Motorflieger weiter. Die nächsten Modelle hießen "Flyer II" und "Flyer III", womit sie sich schon bis zu 30 Minuten in der Luft hielten. Unternahmen die Wrights ihre Flüge anfangs noch geheim, präsentierten sie ihre spektakuläre Innovation ab 1908 auch der Öffentlichkeit. 1909 kamen sie auch nach Deutschland und zeigten über dem Tempelhofer Feld ihr weiterentwickeltes "Model A" dem staunenden Berliner Publikum.
Die Flugshow von Tempelhof gilt bis heute als die Geburtsstunde des Motorflugwesens in Deutschland. Noch 1909 gründete sich in Johannisthal bei Berlin die "Flugmaschine Wright GmbH", wo von den Brüdern lizensierte Maschinen in Serie produziert wurden. Im ersten Jahr waren es 22 Stück. Wie sein Vorbild Otto Lilienthal starb Wilbur Wright sehr früh, 1912 mit nur 45 Jahren – allerdings nicht als Folge eines Flugzeugunfalls, sondern an Typhus. Berühmt wurde sein Satz: "Das einzig Gefährliche am Fliegen ist die Erde."
Sein Bruder Orville Wright beschäftigte sich noch lange mit der Luftfahrt. Allerdings gelangen ihm keine bahnbrechenden Entdeckungen mehr. Der Weiterentwicklung motorisierter Flugzeuge gerade in Deutschland und Frankreich war er nicht mehr gewachsen. Orville starb mehr als 35 Jahre nach seinem Bruder am 30. Januar 1948 an einer Herzattacke.
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7 Hawthorne Street, Dayton, Ohio: Die Adresse des längst abgerissenen Wohnhauses der Familie Wright von 1871 bis 1914, in dem die Brüder Wilbur und Orville an der Theorie und der Technik ihrer Fluggeräte tüftelten. Nach Wilburs Tod 1912 zog Orville mit seiner Familie fort nach Hawthorne Hill. Heute erinnert noch eine Gedenktafel an die genialen Erfinder-Brüder.
Wright FliegerDeutsches Museum
Die Model A im Deutschen Museum
Der Publizist und Verleger August Scherl erwarb das Flugzeug, das über das Tempelhofer Feld flog, und präsentierte es 1912 in Berlin bei der "Allgemeinen Luftfahrzeug-Ausstellung" (ALA). Im April 1912 übergab Scherl das Flugzeug dann als Stiftung dem Deutschen Museum. Es zählt zu den ersten Motorflugzeugen, die in die Sammlung des Museums kamen. Durch Bombentreffer auf das Deutsche Museum wurde es 1944 teilweise zerstört, konnte allerdings nach einer Restaurierung ab 1958 mit der Wiedereröffnung der "Alten Luftfahrthalle" erneut ausgestellt werden. Es ist weltweit das einzige erhaltene Original des Wright-Standardtyps A.
Junkers F-13 mit Familie JunkersDeutsches Museum
Die Junkers F-13
Wurden die Fluggeräte von Otto Lilienthal und den Brüdern Wright nur in überschaubarer Stückzahl mit zudem geringer Reichweite produziert, wurde die Junkers F-13 zum ersten modernen Verkehrsflugzeug. Der Ingenieur Hugo Junkers (1859 - 1935, hier der 5. v. re.) entwickelte unmittelbar nach dem Ersten Weltkrieg die wegweisende Passagiermaschine, die am 25. Juni 1919 ihren Jungfernflug beging. Weltweit wurden bis 1932 etwa 320 Maschinen gebaut.
Junkers F-13 Kabine innen (1919)Deutsches Museum
Die leere Kabine einer Junkers F-13: Schon bald nach dem Premieren-Flug sorgen Rekordflüge wie ein Höhenflug auf 6750 Metern Höhe und ein Nonstop-Langstreckenflug über 1900 Kilometer in zwölf Stunden und zehn Minuten für Aufsehen. In den 1920er-Jahren trägt die F-13 wesentlich zum Durchbruch des Luftverkehrs bei. Die Modelle der Junkers F-13 sind bis weit in die 30er Jahre als Passagier- und Frachtflugzeuge im Einsatz...
Junkers F-13 mit PassagierenDeutsches Museum
...auch wenn noch nicht jeder der Passagiere restlos begeistert wirkt: Zwei skeptische Fluggäste in einer F-13, die immerhin mehr Beinfreiheit bietet als ein Sitz in jeder heutigen Economy Class. Heizung und Beleuchtung in der vier Passagiere fassenden Kabine sorgen für großen Komfort und bringen der Maschine den Spitznamen "Luftlimousine" ein.
Junkers F-13 im Museum (1919)Deutsches Museum
Das im Deutschen Museum ausgestellte Modell der F-13 fe wurde 1927/28 in Dessau gebaut – und erlebte nach dem Verkauf an den afghanischen König Aman Ullah eine abenteuerliche Geschichte.
Junkers F-13 in KabulDeutsches Museum
Als der König schon 1929 nach innenpolitischen Unruhen gestürzt wurde und außer Landes nach Italien flüchtete, stand die Junkers jahrelang auf dem Flughafen von Kabul und verwitterte allmählich.
Junkers F-13 in KabulDeutsches Museum
Bis 1968 rostete die Maschine in Afghanistan vor sich hin – bis Kurt H. Weil, in den 1930er Jahren ein leitender Ingenieur bei Junkers, auf einem Schrottplatz in Kabul den Rumpf der F-13 entdeckt. Ein Jahr später schenkt die afghanische Regierung die F-13 dem Deutschen Museum. Die Restaurierung und den Nachbau der fehlenden Flügel und des Leitwerks übernimmt die Firma Messerschmitt-Bölkow-Blohm.
Seit 1984 ist die F-13 in der Luftfahrthalle des Deutschen Museums ausgestellt, nachdem die erste Junkers F-13 des Museums 1944 bei einem Bombenangriff zerstört wurde. Weltweit gibt es heute insgesamt noch vier F-13 in Museen.
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Weitere Flugzeuge, die die Geschichte der Luftfahrt geprägt haben, stehen in der Flugwerft des Deutschen Museums in Oberschleißheim.
Video zum Rundflug der AntonowDeutsches Museum
Wie etwa die Antonow An-2, die als Mehrzweckflugzeug der Warschauer Pakt-Staaten diente. Das 1965 gebaute Flugzeug war bis 1993 im Einsatz und durfte seither das Gelände der Flugwerft in Oberschleißheim als Stellplatz nutzen. Hier hob es 2017 zu einem Rundflug über München ab.
Erstellt vom Deutschen Museum.