Julius Hübner befaßte sich mehrfach mit religiöser Genremalerei. Ein Jahr nach dem kleinformatigen Andachtsbild »Die Schutzengel« (Nationalgalerie, Inv.-Nr. W.S. 94) widmete er sich in seinem Rundbild »Das Christkind auf Wolken sitzend« einem im 19. Jahrhundert überaus beliebten Motiv: Ein blondgelocktes Kind mit Heiligenschein im goldbestickten weißen Kleid sitzt barfüßig, mit segnendem Gestus auf einer Wolke, in der Linken hält es eine Reinheit symbolisierende weiße Lilie. Der Sammler und Stifter der Nationalgalerie Joachim Heinrich Wilhelm Wagener erwarb das Werk, jedoch erst nachdem der Hamburger Senator und Kunstsammler Martin Johann Jenisch das Bild, das ihm vielleicht als zu süßlich erschien, aus geschmacklichen und preislichen Gründen zurückgewiesen hatte. Hübner war deshalb tief beleidigt und ließ dies Wagener, der den Handel vermitteln sollte, unverblümt wissen. Wagener zeigte sich daraufhin ebenfalls gekränkt. Das freundschaftliche Verhältnis zwischen Wagener und Hübner wurde jedoch alsbald wiederhergestellt, zumal nun Wagener das Bild erwarb. Das Gemälde erfreute sich großer Beliebtheit und wurde in Verlagen in Berlin, Paris und New York vielfach reproduziert. Eine quadrierte Vorzeichnung (16 × 16 cm, Bleistift auf Pergament) befindet sich in Privatbesitz. | Birgit Verwiebe
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