Die Umgebung und der Park von Schloß Sanssouci regten Blechen zu mehreren Zeichnungen und Gemälden an (vgl. P. O. Rave, Karl Blechen, Berlin 1940, Kat.-Nr. 1712–1729a). Das von Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff 1745–1749 errichtete Rokokoschloß hatte Friedrich dem Großen als Sommerresidenz gedient. Dargestellt ist der Blick auf die obere nach Süden gerichtete Terrasse. Blechens Interesse galt weniger der Architektur des bedeutenden Schlosses, das in seiner Verkürzung an den Rand gedrängt erscheint, als vielmehr den atmosphärischen Erscheinungen des dramatisch belebten Wolkenhimmels, an dem ein Unwetter aufzuziehen droht. Wunderbar hell leuchten die hochaufsteigenden Fontänen der beiden Brunnen und das Weiß der Marmorfiguren. Besonnte Partien und dunkle schattige Zonen geben spannungsreiche Kontraste.
Die Brunnen und die Marmorgruppe im Vordergrund haben so nicht existiert. Blechen, der öfter phantastische Elemente in seine Kompositionen integrierte, hat auch hier frei erfunden. Pläne für solche Brunnen hatte schon Friedrich der Große entwickelt, aber nicht realisieren können. Erst später, ab 1843, wurden Doppelschalenfontänen mit überlaufendem Wasser nach Entwürfen von Ludwig Persius errichtet.
Wegen der Nichtexistenz von Brunnen zu Lebzeiten Blechens äußerte Helmut Börsch-Supan Zweifel an der Eigenhändigkeit (vgl. H. Börsch-Supan, Kopien nach Carl Blechen, in: Festschrift für Martin Sperlich, Tübingen 1980, S. 255–256). Er schrieb das Werk dem Berliner Architekturmaler Karl Graeb zu und datierte es auf 1843 bis 1845, auf die Entstehungszeit der Persius-Brunnen, welche sich jedoch deutlich von den hier dargestellten unterscheiden. | Birgit Verwiebe