Seit der Wende zum 16. Jahrhundert war der Sündenfall in der bildenden Kunst überaus beliebt. Albrecht Dürer, Hans Baldung Grien und andere haben bedeutende Bildwerke vom Fall der ersten Menschen geschaffen. Das gilt auch für Ludwig Krug, der in Nürnberg als Bildschnitzer und Goldschmied hoch geschätzt war. Im Berliner Relief interessiert sich der Künstler wenig für die Verführung Evas durch die Schlange. Stattdessen begreift er den Sündenfall als sinnlich erotische Begegnung zwischen den beiden Ureltern. Dicht beieinander stehend entspannt sich durch die geschickte Verschränkung der Gesten und Blicke eine spannungsgeladene Nähe zwischen den beiden. Den Kopf ins strenge Profil gewandt, schaut Eva wie benommen, ja liebestrunken, zu Adam auf, die Rechte hat sie ihrem Mann vertraulich auf die Schulter gelegt. So raffiniert sind die Gesten an dieser Stelle verwoben, dass man erst beim zweiten Hinsehen realisiert, wer von beiden den angebissenen Apfel in der Hand trägt. Es ist Adam, dessen Tun im unteren Bereich der kleinen Tafel im wörtlichen Sinne nachgeäfft wird. Sinnbildlich rückt der Affe die fleischliche Begierde als Ursache des ersten Sündenfalls ins Bild.