Lucas Cranach d. Ä. hatte, angeregt von Albrecht Dürer, ab 1509 zahlreiche Bildvarianten des ersten Menschenpaares entwickelt, die weniger von der Auseinandersetzung mit antiker Proportionslehre zeugen als vom Interesse am Verhältnis von Mann und Frau. Religiöse und erotische Bezüge sind ineinander verwoben. Diese Version von Cranach d. J. auf zwei Tafeln zeigt ganzfigurige, etwa lebensgroße Akte, die sich unter dem Baum der Erkenntnis gegenüberstehen. Sie blicken einander an – Eva verführerisch, Adam zweifelnd – noch im paradiesischen Einklang mit der sie umgebenden Natur. Beide halten einen Apfel in Händen, Sündenfall und Vertreibung aus dem Paradies stehen unmittelbar bevor. Die Funktion der Tafeln ist nicht bekannt; sie kamen wohl aus dem Nachlass der Cranachwerkstatt in die Dresdner Kunstkammer.