Vor sattblauem Himmel tummelt sich auf weißen Wolken eine Schar quirliger Putten mit den unterschiedlichsten Schmetterlingsflügeln. Die einen musizieren, die anderen tanzen, wieder andere balgen sich im Spiel. Adler ziehen unter den Wolken ihre Kreise; dazwischen öffnet sich der Blick auf ein nächtliches Tal mit Bergen und sich schlängelndem Fluß. Das pausbackige Engelskind – seit dem 15. Jahrhundert Capriccio in der christlichen Kunst und gleichzeitig beliebte Chiffre für himmlische Unschuld und Freude – wird bei Thoma zum eigentlichen Bildthema. Die erste Fassung in Tempera entstand bereits in München, zu einer Zeit, als sich der Künstler in regem Austausch mit Arnold Böcklin befand (Verbleib unbekannt). »Diese Amorettengruppe stammte von Studien her, die ich im heißen Sommer 1870 an meinem Vetterchen Otto machte, der den ganzen Tag nackt in meinem Zimmer herumkrabbelte«, erinnerte sich Thoma später. Er zeichnete den einjährigen Knaben in den »verschiedensten Stellungen in ein Skizzenbuch« (H. Thoma, Im Winter des Lebens, Jena 1919, S. 60), das wohl auch als Vorlage für die späteren, wenigstens sechs weiteren Motivvariationen diente. Die »Engelwolke« der Nationalgalerie, ehemals aus dem Besitz des Berliner Regierungsrates Dr. Ernst Magnus, entstand 1878. Eine vorbereitende Zeichnung zur oberen Wolkenpartie dieser Version befindet sich in der Kunsthalle Karlsruhe. | Regina Freyberger
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