Um auf dem freien Kunstmarkt nicht miteinander zu konkurrieren, teilten sich die Brüder Oswald und Andreas Achenbach nach 1850 die Landschaftsthemen auf: Andreas legte seinen Schwerpunkt auf die nordischen Landschaften und verkaufte seine italienischen Ansichten nur noch auf dem amerikanischen Kunstmarkt. Oswald spezialisierte sich auf Italien und vertrieb seine Bilder über den Kunsthändler Rudolph Lepke in Deutschland. Dies förderte den erfolgreichen Absatz ihrer Bilder, stellte die Brüder aber künstlerisch kaum zufrieden. Thematische Abweichungen von ihrem Repertoire, wie Oswalds Ansichten aus Süddeutschland und der Schweiz, ließen sich allerdings nur schwer verkaufen. Diese Arbeiten, zu denen auch das Bild »Bei der Heuernte« zählt, sind im Gegensatz zu den Werken italienischer Motive meist pastoser im Farbauftrag und freier im Pinselstrich. Ihnen wohnt das malerische Element des Skizzenhaften inne, das Achenbach insbesondere seit den späten 1860er Jahren beschäftigte. Gegenüber dem Fürsten Leopold von Hohenzollern soll er einmal geklagt haben, die im Düsseldorfer Atelier verbliebenen Gemälde noch ausführen zu müssen, woraufhin ihm die Fürstin riet, sie einfach fertig zu skizzieren. »Das«, so Cäcilie Achenbach, »sei ihm wie eine Offenbarung gewesen. Den anderen Tag schon habe er Sehnsucht nach Düsseldorf und nach seinem Atelier gehabt, und seit jenem Tag habe er alle seine Bilder ›fertig skizziert‹« (C. Achenbach, Oswald Achenbach in Kunst und Leben, Köln 1912, S.142). | Regina Freyberger