Im Frühjahr 1910 trat Otto Mueller als letztes und jüngstes Mitglied der Brücke bei. Schon bevor er die Künstlervereinigung kennenlernte, hatte er auf seiner Suche nach Ursprünglichkeit den weiblichen Akt in freier Natur zu seinem zentralen Thema gemacht, das er zeitlebens konsequent weiterverfolgte. Dabei war er stark von Hans von Marées beeinflusst, der in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts mit idyllischen Aktdarstellungen die Wiederkehr der Antike beschworen hatte. Auch die Plastiken von Wilhelm Lehmbruck, mit dem Mueller eine Freundschaft verband, übten ab 1908 großen Einfluss auf ihn aus. Das Gemälde zeigt zwei badende Mädchen in idyllischer Verschmelzung mit einer arkadischen Natur: Ihre Körper korrespondieren in ihrer erdigen Farbigkeit mit dem Waldgrund. In den Pinselstrichen des dichten Grüns klingen immer wieder ihre Körperkonturen nach. Während der blonde Akt statuarisch an dem Baum lehnt, ist der dunkelhaarige Akt sitzend, in Rückenansicht beschrieben. Aus ihren gegensätzlichen Körperhaltungen spricht gleichermaßen weltflüchtige Verträumtheit wie lyrisch-melancholische Schwermut, nicht zuletzt weil ihre Gesichter abgewendet oder verdeckt sind.
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