In Schwarzer Fleck von 1921 eröffnet uns Kandinsky einen Kosmos aus Farben und Formen. Wie in einem vielstimmigen Orchester fügen sich die einzelnen Elemente auf der Bildfläche zu einem spannungsreichen Klang. Die schwarzen Linien aus parallelen Schrägen und rhythmischen Schwüngen überziehen netzartig das wolkige Weiss und verbinden die Bildzonen untereinander. Einen Kontrapunkt bilden die Farbformen Rot, Gelb und Blau. Im Zusammenschwingen der abstrakten Erscheinungsformen tritt der Betrachter in Resonanz mit den Vibrationen seiner eigenen Seele, ähnlich wie in der Musik. Sie schien für Kandinsky der Schlüssel zum Verständnis der schwingenden Grundstruktur des Universums zu sein.
Neben Piet Mondrian ist Wassily Kandinsky der wichtigste Vertreter der Abstraktion im 20. Jahrhundert. Kandinsky vollzog 1910 den Schritt zur Abstraktion, den er mit seiner theoretischen Schrift «Über das Geistige in der Kunst» unterlegte.
Das Bild Schwarzer Fleck von Wassily Kandinsky gilt als eines der letzten Werke, die in seiner Geburtsstadt Moskau entstanden sind. Dort traf er, noch als junger Jurist, zum ersten Mal auf impressionistische Werke. Claude Monets berühmter Heuhaufen – von dem das Kunsthaus eine Version besitzt - irritierte und verärgerte ihn gleichermassen. Seiner damaligen Meinung nach hatte der Maler kein Recht, Dinge so darzustellen, dass es schwer war, den eigentlichen Gegenstand zu erkennen. Noch ahnte er nicht, dass er in seinem eigenen künstlerischen Ausdruck viel weiter gehen würde.