Die Farbskizze »Blühender Mohn« entstand während Max Schlichtings Studienzeit an der 1868 gegründeten Académie Julian in Paris, an der damals viele Ausländer studierten, da eine Aufnahme an der École des Beaux-Arts kaum möglich war. Das Motiv des Mohnfeldes war dem aufstrebenden Künstler vermutlich schon aus seiner Berliner Zeit vertraut. Karl Hagemeister hat das Sujet um 1880 mehrfach ausgeführt (vgl. die auf um 1875 datierte Gouache in der Nationalgalerie, Inv.-Nr. B W 366). Schlichting aber wählte nicht wie dieser einen seitlichen Blick, der den einzelnen Blumen mit Stengeln und Blättern gerecht wird, sondern gab einen Draufblick. Er erhielt damit eine einheitliche Fläche mit roten und rosa Blüten, eingebettet in ein sattes Grün. Im Gegensatz zu Claude Monet, der Mohnfelder gern als diffus rote Fläche in der Landschaft wiedergab, interessierte sich Schlichting für die feine Struktur der Blüten und das unterschiedliche Grün. | Angelika Wesenberg