Das Kupferstichkabinett besaß vor dem Zweiten Weltkrieg mit 48 Zeichnungen und Aquarellen von Albrecht Dürer und dessen nahezu gesamtem druckgraphischen Werk nach Berlin die zweitgrößte Dürer-Sammlung in Deutschland. Nach dem Krieg kehrten nur drei Blätter aus dem Zeichnungsbestand zurück. Inzwischen konnten zusätzlich zehn Zeichnungen und Aquarelle zurückgeführt werden. Die drei beistehenden Zeichnungen stammen aus dem großen Vermächtnis von Hieronymus Klugkist und veranschaulichen exemplarisch Dürers Leistung als Begründer der selbständigen Darstellung von Landschaften und Akten in der deutschen Renaissance. Trient, von Norden gesehen zählt zu jenen 32 erhaltenen Aquarellen, die Dürer als junger Mann in den Jahren zwischen 1494 und 1500 schuf, in die auch seine erste Italienreise fällt (1494/95). Während er hier die norditalienische Stadt im Etschtal als weiten Landschaftsraum in zumeist sehr nassen Pinselzügen anlegte, arbeitete er die großformatige Pflanzenstudie Blaublühende Schwertlilie – Iris in überaus zarten Farbabstufungen mit minuziöser Genauigkeit. In Italien wurde auch Dürers Interesse an der Darstellung des menschlichen Körpers geweckt. Zurück in Nürnberg schuf er das berühmte Frauenbad. Akte waren bis dahin ausschließlich im religiösen Kontext dargestellt worden. Dürers kühnes Jugendwerk aber beschreibt eine zeitgenössische, private oder öffentliche Badestube, in der sich sechs Frauen verschiedenen Alters sowie zwei Kinder aufhalten. Männer waren dort grundsätzlich nicht zugelassen. Hier aber erhascht ein Mann durch den Türspalt einen Blick auf das Geschehen. Ob die Federzeichnung als Vorzeichnung für eine Druckgraphik diente, ist bis heute ungeklärt – möglicherweise plante Dürer ein Pendant zu seinem großformatigen Holzschnitt Männerbad.
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