Totenbücher gibt es seit dem Beginn des Neuen Reiches (um 1500 v. Chr.). In der vollständigen Ausgabe sind mehr als 200 Kapitel erhalten, man beschränkte sich aber häufig auf die wesentlichen Aussagen. Das Totenbuch wurde dem Verstorbenen in Form einer Papyrusrolle mitgegeben oder einzelne Kapitel wurden, auf Leinenbinden geschrieben, in die Mumie eingewickelt. Die Sprüche sollten dem Verstorbenen helfen, sich in der Unterwelt zurecht zu finden und sich korrekt gegenüber ihren Bewohnern, Göttern und Dämonen, zu verhalten, damit er als 'Verklärter' unter ihnen leben konnte.
Bei keinem Totenbuch fehlt das 125. Kapitel, das das sogenannte 'Negative Sündenbekenntnis' enthält. In diesem rechtfertigt sich der Verstorbene vor den 42 Richtergottheiten, indem er beteuert, alle Sünden unterlassen zu haben. Die Szene zeigt das Totengericht: der Verstorbene wird zur Waage geführt, auf der das Herz (als Topf gezeichnet) gegen die Göttin Maat, dargestellt als hockende Frau mit einer Feder auf dem Kopf, aufgewogen wird. Hat er maatgerecht, im Sinne der Weltordnung gelebt, wird der Verstorbene von dem mumiengestaltigen Unterweltsgott Osiris als 'gerechtfertigt' in das Jenseits aufgenommen. Besteht er die Prüfung nicht, wird die große Fresserin, ein Untier bestehend aus Krokodilskopf, Löwenvorder- und Nilpferdhinterteil, das Herz endgültig verschlingen. Da für die Ägypter jede Darstellung die Realität widerspiegelt, wurde grundsätzlich ein positiver Ausgang des Gerichtes dargestellt, so dass der Verstorbene mit Hilfe dieses Papyrus sicher in die Unterwelt eintreten und das ewige Leben erreichen konnte.