Wie bei den flämischen und holländischen Malern des 17. Jahrhunderts, so formte sich auch im biedermeierlichen Wien die Blumenmalerei zu einer eigenständigen Gattung aus, die in Europa einzigartig ist. Sie setzte eine Tradition fort, die der Maler Johann Baptist Drechsler Ende des 18. Jahrhunderts über die Kunstschule der Wiener Porzellanmanufaktur begründet hatte.
Von Jugend an, besonders aber seit den späten zwanziger Jahren arbeitete auch Waldmüller auf diesem Gebiet, in das er schon als Kind eingeführt worden war. So unterschiedliche Stoffgebiete er auch berührte, stets entstanden Werkgruppen, Varianten eines Typus, so in der Porträt-, in der Landschafts-, in der Genre- und in der Stillebenmalerei. Weit davon entfernt, Gegenstände des Alltags durch die Malkunst adeln zu wollen (vgl. die Blumenstilleben von Thoma, Manet, Cézanne), wählte Waldmüller ausschließlich Kostbarstes: empfindliche Blumenzüchtungen, Silber, Edelsteinschmuck und Antikes (der rotfigurige Glockenkrater mit dionysischer Darstellung ist im Kunsthistorischen Museum in Wien erhalten), das er auf buntem Marmor vor einem Gobelin (in dem man ein Rubens-Vorbild erkannt hat) arrangiert. Stilleben sind stets Abbreviaturen für eine Welt. Dieses ist nicht ein Konzentrat von ›Natur‹, ›Paradies‹ oder ›Haus‹, sondern eindeutig von ›Salon‹. Eine aristokratische Lebenssphäre von höchster Kostbarkeit und Künstlichkeit gibt sich zu erkennen, und mit diesen bis ins letzte scharf ausformulierten Formen, mit diesen differenzierten Oberflächenbeschaffenheiten und Lichtstufungen bekennt sich die Malkunst zu einer verfeinerten Handwerklichkeit, die alle Virtuosität hinter sich gelassen hat. Mehrere vergleichbare Stilleben Waldmüllers sind aus den Jahren 1840 und 1841 bekannt. Eines heißt bezeichnenderweise Der Geburtstagstisch (1840, Wallraf-Richartz-Museum, Köln). | Claude Keisch
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