Als sich das Kräfteverhältnis im Pazifik zugunsten der Alliierten verschob, nutzte die japanische Armee immer riskantere Taktiken. Eine davon waren die Shinpū Tokubetsu Kōgekitai (Göttlicher Wind Spezialangriffstruppen), umgangssprachlich als Kamikaze bekannt. Die Piloten flogen ihre Flugzeuge absichtlich und selbstmörderisch in feindliche Schiffe, um diese zu zerstören oder außer Gefecht zu setzen. Kamikaze wurde erst ab Oktober 1944 zur offiziellen japanischen Strategie. In taktischer Hinsicht war das Konzept ein Erfolg, denn drei alliierte Flugzeugträger wurden durch Kamikaze-Angriffe schwer beschädigt. Dennoch verhinderte sie die japanische Niederlage nicht. Inwieweit Propaganda und Zwang eingesetzt wurden, um „Freiwillige“ für Kamikaze-Einsätze zu gewinnen, ist nach wie vor Gegenstand wissenschaftlicher Auseinandersetzungen.
Auf dem Foto winken Schulmädchen dem Kamikaze-Piloten Toshio Anazawa, 23 Jahre alt, zum Abschied zu. Toshio hatte sich gerade mit seiner Freundin Chieko verlobt, bevor er sich freiwillig für den Selbstmordangriff meldete. In seinem Tagebuch werden seine widersprüchlichen Gefühle deutlich:
„Ich spüre, dass der Einsatz bald stattfinden wird. Ich habe meine Briefe verbrannt. Was übrig blieb, waren ausschließlich Briefe von Chieko. Als die Flammen aufloderten, wurden meine Gefühle und mein Herz unermesslich erschüttert.“
Anazawa starb am 12. April 1945 bei einem Kamikaze-Angriff während der Schlacht um Okinawa. (Josef Mlejnek)