Gleichzeitig mit einem Blick durch das Langhaus des Halberstädter Doms (Evangelisches Konsistorium, Magdeburg) malte Hasenpflug auch diese Ansicht des spätgotischen Lettners mit Blick in den südlichen Chorumgang für den Domherrn Christian Leberecht von Ampach in Naumburg. In beiden Fällen wird ein völlig intakter gotischer Raum gezeigt, ohne Spuren von Zerstörung oder Zeiteinfluß, und ohne ›unpassende‹ Einbauten. Die Bilder entstanden lange vor der ersten durchgreifenden Restaurierung von 1858 bis 1861. Es fehlen allerdings auch die romanische Triumphkreuzgruppe über dem Lettner und das barocke Epitaph am Vierungspfeiler (vgl. das gleiche Motiv bei Carl Graeb, 1870, Nationalgalerie, Inv.-Nr. A I 62). Staffagefiguren in historischer Tracht – Besucher und ein Priester – klären die Raumverhältnisse und den ehemaligen Gebrauch.
Die Ansicht gehört zu den frühen Architekturbildern Hasenpflugs, die Architekturdenkmäler exakt, mit Sinn für konstruktive Absichten und Gegebenheiten malerisch erfassen und gegebenenfalls auch ergänzen oder bereinigen. In der früheren Literatur wurde das Bild als »Ansicht des Bischofstuhles im Dom zu Halberstadt« bezeichnet (Verzeichniss der Gemälde-Sammlung des J. H. W. Wagener, Berlin 1861, S. 37). Stiche nach den Halberstädter Dombildern von Hasenpflug finden sich in der Publikation »Der Dom zu Halberstadt« von Friedrich G. H. Lucanus (Berlin 1837, Taf. V und VI). | Angelika Wesenberg
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