Die isolierte Darstellung Christi in der Leidenssituation nach der Geißelung und unmittelbar vor der Kreuzigung beruht nicht auf den Berichten zur Passion in den Evangelien, sondern entspricht einer mittelalterlichen Bildtradition. Gemäß der Einteilung der Menschheitsgeschichte in die Zeit vor, während und nach dem Wirken Jesu auf Erden wurden Themen des Alten und des Neuen Testaments einander gegenübergestellt. Die Entsprechung zum Bildtyp des Christus im Elend ist die Darstellung Hiobs auf dem Dunghaufen.
Hans Leinberger, wohl in Kenntnis von Werken der italienischen Renaissance, verleiht dem Mensch gewordenen Gottessohn athletische Züge, die zugleich das Übermaß der Bürde verdeutlichen, die dieser mit seinem Leiden auf sich genommen hat.