Jahrzehnte zuvor, 1838 und 1847, hatte Menzel mehrfach Innenansichten aus der Berliner Klosterkirche gemalt; doch inzwischen reiste er immer wieder nach Süddeutschland und Österreich, wo seine ausgeprägte Vorliebe für Barockarchitekturen Nahrung fand. Viele Gouachen mit Darstellungen festlicher Altäre und Kanzeln im Lichterglanz sind sein Tribut an den Geist des Neobarock. Wenn er noch einmal auf einen frühgotischen Bau zurückkam, wählte er ostentativ einen beiläufigen Winkel, dessen würdevollstes Motiv, die Säule, nur gerade in das Bildfeld hereinragt und dessen Fenster mit ihrem kalten weißen Licht wie leere Augen starren. Überall die Doppelkurven erstarrter Spinnweben. Der undefinierbare große Keil, dessen Ursprung ebenso verborgen bleibt wie der Säulenschaft, könnte eine Plane sein, die zeitweilig Baumaterialien verhüllt – solche Zwischenzustände stellte Menzel häufig dar, am eindrucksvollsten vielleicht in Zeichnungen vom Treppenhaus im Schloß Pommersfelden (1888, Kupferstichkabinett, Berlin). Ein blasses, hartes Blau bildet den Hauptakzent der fahlen Farbigkeit. | Claude Keisch