Ein sehr eindrucksvolles Denkmal wurde auf dem Vorhof des Assur-Tempels entdeckt, es war aus unbekannten Günden bereits im Altertum zerschlagen und in einen Brunnen gestürzt worden. Das Relief bildet einen Gott in Frontalansicht ab, dessen Halbrock und kalottenförmige Kopfbedeckung eine schuppenartige Musterung tragen, die als Symbol für Gebirge zu deuten ist. Der Mann hält mit beiden Händen lange Stengel mit Dolden, von denen zwei auf den Hinterbeinen aufgerichtete Ziegen fressen. Zu seinen beiden Seiten stehen zwei ähnlich gekleidete Frauen, die durch die Gefäße mit überfließendem Wasser in ihren Händen und die Wellenlinien auf den Gewändern als Wassergöttinnen gekennzeichnet sind. In der Forschung ist das Kunstwerk oft hinsichtlich seiner Datierung, Zweckbestimmung und Deutung diskutiert worden, ohne daß allgemein überzeugende Ergebnisse erzielt wurden. Das Relief dürfte als Kultbild gedient haben. Dafür spricht die in der altvorderasiatischen Kunst selten angewendete Frontalität der Figuren. Der dargestellte Gott ist zusammen mit den Wassergöttinnen sicher als ein Schützer der Pflanzen- und Tierwelt aufzufassen. Er könnte als eine Erscheinungsforrn des Gottes Assur oder als eine Personifikation des Gebirges Ebib zu deuten sein, auf dessen Ausläufern die Stadt Assur liegt.