Jan de Bray zählt zu den wichtigsten niederländischen Bildnis- und Historienmalern der zweiten Hälfte des „Goldenen Zeitalters“. Um 1670 war er der führende Historienmaler in Haarlem.
Das Werk „König David geleitet die Bundeslade nach Jerusalem“ ist auf dem Höhepunkt seines Könnens entstanden. Es schildert mit lebensgroßen Figuren, wie König David die Bundeslade zum Berg Zion bringt. Dadurch wird Jerusalem zum politischen und religiösen Zentrum seines Landes.
David führt die Prozession an, die soeben das Stadttor von Jerusalem passiert. Ihm folgen mit Eichenlaub bekränzte Leviten (Tempeldiener). Vor einem rötlich gefärbten Abendhimmel ist im Hintergrund die Bundeslade, das sichtbare Zeichen für die Gegenwart Gottes, zu erkennen. Auf der vorderen Schmalseite ist sie mit einem Cherub (Engel) und der hebräischen Aufschrift „Jahwe“ (Name Gottes) geschmückt. In der rechten Bildhälfte findet die musikalische Untermalung durch mit Lorbeerkränzen geschmückte Sänger und Businenklänge (alte Trompete) statt. Ein junger Knabe trägt ein Lesepult mit Gesangbuch, das an seinem Rücken befestigt ist.
David wird gleichzeitig als Herrscher (Krone auf dem Turban), Priester (weißes Gewand) und Sänger (Harfe) charakterisiert. Seine Figur ist durch eine besonders helle Lichtführung hervorgehoben. Sein Blick ist nach oben gerichtet, was eine Verbindung zu Gott andeutet. Das fortgeschrittene Alter des Königs steht in einer ikonographischen Tradition, die bis ins Mittelalter zurückreicht und den Ernst der alttestamentlichen Szene verdeutlicht, die sowohl als geistliche Prozession wie auch als Triumphzug nach Davids Sieg über die Philister verstanden werden kann.
Jan de Bray setzt bei diesem Werk vollkommen auf barocke Theatralik: Er rückt die Figuren dem Betrachter ganz nahe und stellt durch einzelne Blicke aus dem Bild eine suggestive Verbindung her, die uns zu Teilnehmenden der Handlung werden lässt.