Wilhelm von Diez ist vor allem als Lehrer an der Münchner Kunstakademie (ab 1870 bis nach 1890) bedeutsam geworden. Die ›Diez-Schule‹ mit ihrer Pflege des malerischen Vortrags agierte zunächst in großer Nähe zu dem informellen ›Leibl-Kreis‹. Das häufig als Beispiel für beider Malweise hier abgebildete tote Reh steht dafür: Die Farbe ist in einer Grau-Braun-Skala mit lockerer, teils breiter Pinselführung aufgetragen und gewinnt absolute Priorität gegenüber dem Abgebildeten. Jegliche inhaltliche Interpretation ist zugunsten der Farbigkeit aufgegeben. Diez hat damit die von der modernen Anschauung geforderten Bestrebungen nach dem ›Reinkünstlerischen‹ aufgegriffen. »Das Reh ist mit einem so unmittelbaren Gefühl für Technik, Material und malerische Wirkung gemalt, ist so tonschön und reich, so farbig, trotz der Einfarbigkeit, daß man dieses Werk neben die Stilleben Trübners und Schuchs stellen darf«, lobte Karl Scheffler, um sogleich das »Waldfest« von 1880 (Nationalgalerie, Inv.-Nr. A I 313) als eklektizistisch zu kritisieren (K. Scheffler, Die Nationalgalerie zu Berlin, ein kritischer Führer, Berlin 1912, S. 198 f.). Er schrieb auch den vielen Diez-Schülern eine Neigung zur ›Pinselvirtuosität‹ zu und führte dazu aus dem Besitz der Nationalgalerie Bilder von Ludwig Eibl und Ludwig Dill an. | Angelika Wesenberg
You are all set!
Your first Culture Weekly will arrive this week.