Frühmorgens in der Nacht zum 5. Mai 1842 rief das Signal der Brandwächter die Hamburger Löschmannschaften zu einem Warenlager in der Deichstraße: Ein Feuer war ausgebrochen. Eine Löschmannschaft bestand damals aus 20 Männern, die ihre fahrbaren Feuerspritzen selbst zogen und sie nur gemeinsam bedienen konnten: zwei Kommandeure, zwei Rohrführer und 16 Drücker an einer Zubringerpumpe, die das benötigte Wasser direkt aus Fleeten oder Brunnen holten. Die Mannschaften galten als gut ausgebildet, das Hamburger Feuerlöschwesen als vorbildlich. Doch ließ sich das Feuer nicht eindämmen. Die eng aneinander gebauten Häuser mit ihrem hölzernen Fachwerk sowie leicht brennbare Warenvorräte gaben dem Feuer immer neue Nahrung. Durch stetige Südwestwinde wurden die Brände weiter angefacht. Am Nachmittag stürzte der Turm der Nikolaikirche ein, in der Nacht wurde das Rathaus gesprengt, um dem Brand Einhalt zu gebieten. Doch fraß das Feuer sich weiter, bis es am 8. Mai kurz vor dem Glockengießerwall keine Nahrung mehr fand. Noch heute erinnert der Straßenname „Brandsende“ daran. In nur 82 Stunden vernichteten die Flammen mehr als ein Viertel der Innenstadt, wie hier im Modell zu sehen. Der Verlust betrug, wie die Feuerkasse ermittelte, 113.351.550 Mark, eine Summe, die heute ungefähr einer Milliarde Euro entspricht. Aufmunternd sprach ich: „Ihr lieben Leut,
Ihr müßt nicht jammern und flennen;
Troja war eine bessere Stadt
Und mußte doch verbrennen.
Baut eure Häuser wieder auf
Und trocknet eure Pfützen
Und schafft euch beßre Gesetze an
Und beßre Feuerspritzen.
Heinrich Heine, „Deutschland. Ein Wintermärchen“, 1843
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