Elisabeth Charlotte (1652 - 1722), gen. Liselotte von der Pfalz, war die älteste Tochter des Kurfürsten Karl Ludwig von der Pfalz, und Enkelin des sogenannten "Winterkönigs". 1671 wurde sie aus politischen Erwägungen als zweite Frau an "Monsieur", Philipp I. (1640-1701) Herzog von Orléans, den Bruder Ludwig XIV., verheiratet. Als ranghöchste Frau nach der Königin schilderte sie in 60.000 Briefen detailreich das Leben am Hofe des Sonnenkönigs.
Ihr Porträt zeigt Madame in lebendiger Pose vor einem Vorhang, gekleidet mit einem Jagdkostüm. Wie es die Etikette für Männer vorschrieb, trägt sie eine reichbestickte Jacke des Hofjagdkostüms, den "juste au corps", dazu einen weiten Rock. Durch Handschuh, Federhut und Allongeperücke ist ihre Garderobe der Männermode angeglichen. Liselotte hatte 1673 in Frankreich reiten gelernt und nahm nun begeistert an den Jagden teil. Sie saß mitunter den ganzen Tag im Sattel, setzte sich der Sonne und den Anstrengungen und Gefahren einer Jagd aus - für eine Frau ihrer Zeit, die einer Jagd nur von der Kutsche aus beiwohnte, ungewöhnlich.
Ihr burschikoses Verhalten erregte in der Öffentlichkeit großes Interesse. Eine berühmte Serie von Stichen aus dem Jahr 1675 zeigt sie als "die Amazone zu Pferde", wie sie der "Mercure Galant" 1680 nannte, u. a. in einem ähnlichem Jagdkostüm: in einer Hand den Fächer, in der anderen die Flinte.