Das Thema der Darstellung auf dem einseitig reliefierten Bleiobjekt berührt einen Bereich, in dem sich Aspekte weltlicher Sinnesfreuden mit Handlungen von sakraler Bedeutung begegnen. Der Bezug zum Kultdienst zu Ehren der Liebesgöttin stellt sich durch den Fundort derartiger Bleireliefs im Bereich des sogenannten Jüngeren Ištar-Tempels her. Das seinem Ursprung nach geheiligte Fruchtbarkeitsritual der geschlechtichen Vereinigung diente der kraftvollen Belebung der Fruchtbarkeit von Mensch und Tier (»HeiIige Hochzeit‹‹). In diesem Sinne ordnet sich die auch in antiken Schriftquellen überlieferte kultische Tempel-prostitution, ausgeübt von niederen Priesterinnen (Hierodulen), ein als eine Art göttlicher Akt der mystischen Verehrung des Zeugungsvorganges. Die wiedergegebene Szene läßt an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig. Ein bärtiger Mann mit einer Kappe auf dem Kopf trägt ein vorne offenes langes Gewand mit Fransensäumen. Er vollzieht die Vereinigung mit seiner Partnerin, die unbekleidet ist und mit ihrem Oberkörper auf einem aus Ziegeln errichteten Postament ruht. Derartige Ziegelbänkchen sind aus Tempeln in mehreren Orten nachgewiesen.