Esther, die Gemahlin des Perserkönigs Ahasverus, ist eine der großen biblischen Frauenfiguren (Altes Testament, Buch Esther). Sie errettete das jüdische Volk, indem sie mit Hilfe ihres Cousins Mordechai eine Verschwörung des obersten Regierungsbeamten Haman gegen die Juden abwendete. Um sich beim König für ihr Volk einzusetzen, musste sie ungebeten beim König erscheinen, worauf nach damaligem Recht die Todesstrafe stand. Hierfür hatte sie sich zuvor ihre königlichen Gewänder angelegt. Das Gemälde des Rembrandt-Schülers Aert de Gelder (1645-1727) zeigt den Moment, in dem die Dienerinnen ihrer Königin die Gewänder anlegen und sie für den Besuch beim König – der auch ihren Tod bedeuten könnte – schmücken. Der Blick und die Haltung Esthers zeigen den Zwiespalt, in dem sie sich befindet: Entschlossen, aber auch gleichzeitig um Fassung bemüht, konzentriert sie sich mit nach Innen gekehrtem Blick auf das bevorstehende Ereignis. De Gelder schuf zahlreiche Darstellungen, die sich mit der alttestamentlichen Geschichte von Esther, Mordechai und Ahasverus beschäftigen. Besondere Nähe weist das Gemälde der Bildergalerie zu einer themengleichen Darstellung in München auf (Bayerische Staatsgemäldesammlungen, Alte Pinakothek). Das Bild kam im Jahr 1829 über den Erwerb der Sammlung Edward Sollys (1776-1848) in die preußischen Sammlungen und gelangte zunächst ins Berliner Schloss (in die dortige Bildergalerie), wo es Rembrandt van Rijn (1606-1669) zugeschrieben wurde. Seit 1930 (und erneut seit den 1960er Jahren) wird es unter der korrekten Zuschreibung in der Bildergalerie von Sanssouci präsentiert. (Alexandra Bauer)
Interessiert am Thema „Visual arts“?
Mit Ihrem personalisierten Culture Weekly erhalten Sie Updates
Fertig!
Sie erhalten Ihr erstes Culture Weekly diese Woche.