1889 kam Paul Müller-Kaempff bei einer Wanderung mit Oskar Frenzel über das Fischland zum ersten Mal nach Ahrenshoop. Drei Jahre später siedelte er sich als einer der ersten Maler der Künstlerkolonie hier an. In Oldenburg geboren, hatte Müller-Kaempff zunächst an der Düsseldorfer, später an der Karlsruher Kunstakademie studiert. 1886 wurde er Meisterschüler von Hans Fredrik Gude an der Berliner Akademie. In der Künstlerkolonie Ahrenshoop war Paul Müller-Kaempff die dominierende organisatorische Kraft. Er gilt als ihr Gründer. Mit Friedrich Wachenhusen initiierte und erbaute er 1895 die Malschule St. Lucas. Auch der 1909 eröffnete Kunstkaten – das erste Ausstellungshaus für die ortsansässigen Künstlerinnen und Künstler – entstand auf sein Betreiben nach Plänen, die er mit seinem Malerkollegen Theobald Schorn entwickelte. Müller-Kaempffs Gemälde verkauften sich in den ersten beiden Jahrzehnten der Künstlerkolonie sehr gut, vor allem in Berlin. Die Großen Berliner Kunstausstellungen wurden zur entscheidenden Plattform für seine Ahrenshooper Impressionen. Diese Ahrenshooper Bildwelt löste die Sehnsucht seiner Generation nach einer abgeschiedenen Ländlichkeit, in der die Menschen noch im Einklang mit den Rhythmen der Erde leben, ein. Sand und Meer, Fischerkaten und vom Wetter geformte Bäume unter einem reich bewölkten hohen Himmel: So präsentierte sich das Dorf dem Maler, und so stellte er es auch noch dar, als der Tourismus längst das Gesicht des kleinen Fischerdorfes verändert hatte. Seine Landschaftspanoramen wirken zeitlos und zeigen keine stilistischen Umbrüche. Ausgehend von Bleistift- oder Farbstudien vor dem Motiv, malte er sie meistens im Atelier. Das trifft besonders auf Arbeiten repräsentativen Formats wie das Bild vom abendlichen Weststrand zu. Alle Aufmerksamkeit gilt hier dem stimmungsvollen Erscheinungsbild der Landschaft, die von Sand, Wasser, Himmel und den sprechenden Formen der Vegetation beherrscht wird. Eine Reihe sturmzerzauster Bäume trotzt dem Wind, der diese Gegend ständig verändert, manchmal auch bedroht. Der Eindruck des Moments nimmt Dauer an und wird zum Sinnbild für die Kraft und Größe der Natur.
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