Für die beiden Begleiterinnen des Alkibiades in der zweiten Fassung des Gemäldes »Gastmahl des Platon« (1873, Nationalgalerie, Berlin) diente Feuerbach dasselbe Modell, die Venezianierin Lucia Brunacci. Sie folgte 1866 der Anna Risi (Nanna), seinem ersten berühmten römischen Modell, nachdem diese ihn verlassen hatte. Wenn Feuerbach die herbe klare Schönheit der Lucia Brunacci auch nie im Porträt dargestellt hat, ist sie ihm doch in vielen seiner vollendetsten Zeichnungen großer Köpfe zum Vorbild für eine neue klassische Schönheit geworden, durch deren Geist und innere Größe er nicht zuletzt in seiner Malerei eine verloren gegangene Tradition beleben wollte. Für das Gastmahl zeichnete er sie nicht nur frontal auf unserem Blatt für die linke Begleiterin, sondern auch ihr wundervolles, strenges Profil für die Fackelträgerin, vergleichbar dazu ist noch die Zeichnung ihres Kopfes im Halbprofil (beide München, Staatliche Graphische Sammlung). In vielfachen Wandlungen kehren ihr Antlitz und ihre Gestalt auf seinen Gemälden wieder, als Iphigenie, Medea oder Amazone wird sie zur Trägerin eines allgemeinen weltschmerzlichen Schicksalsgestus.