Der in Speyer geborene Anselm Feuerbach entstammte einer angesehenen Gelehrtenfamilie. Der Vater, Professor der Archäologie in Freiburg, wurde durch eine Abhandlung über den Apoll von Belvedere unter Fachleuten bekannt. Die Begeisterung für die Antike wurde dem jungen Anselm mitgegeben und sollte sich später auf seine künstlerische Laufbahn auswirken.
Das „Blumenmädchen“ entstand während eines Aufenthaltes in Karlsruhe im Mai und Juni 1854.
Auf einer groben Leinwand hat Feuerbach sein Modell – die Tochter eines Gärtners, die auf dem Markt Blumen verkaufte – in einer diagonal angelegten Komposition großformatig in Szene gesetzt. Das junge Mädchen sitzt in entspannter Haltung am Boden, ihre entblößte Schulter und das verschmitzte Lächeln betonen ihren jugendlichen Reiz. In ihrem Schoß hält sie ein Weidenkörbchen voller Pfingstrosen, deren Blüten sich über ihren Rock und zu ihren Füßen verteilen. Links wird sie von einem weiteren Arrangement aus Pfingstrosen gerahmt.
Das Motiv des Blumenmädchens verweist hier auf die Analogie des Erblühens der abgebildeten Pfingstrosen und jugendlicher Schönheit, die das tragende Thema des Gemäldes ist.
Feuerbach taucht die Szene in ein warmes, sanftes Licht. Hell und Dunkel sind gleichmäßig auf der Bildfläche verteilt und die gebrochenen Farben betonen die zarten Komponenten der Darstellung. Die Farbigkeit und der breitpinselige, pastose Farbauftrag lassen an späte Gemälde Tizians denken, während das Motiv eher an Werke des Spaniers Murillo erinnert.
Das Gemälde wurde 1854 direkt vom Künstler für den Regenten und späteren Großherzog Friedrich I. von Baden erworben. 1906 war das „Blumenmädchen“ mit vielen anderen Werken Feuerbachs auf der Jahrhundertausstellung in Berlin zu sehen, bevor es 1907 in die Kunsthalle gelangte.