In den 1840er Jahren schuf Menzel für Franz Kuglers bis heute populäre »Geschichte Friedrichs des Großen« zahlreiche Illustrationen. Diese intensive Beschäftigung mit Zeit und Person Friedrichs II., der von 1740 bis 1786 regiert hatte, trug weit über die Buchillustrationen hinaus, die den Künstler bekannt machten, Früchte: Neben dem geschlossenen Gesellschaftsstück der »Tafelrunde « gehört das »Flötenkonzert« zu den Gemälden, in denen Menzel die Sujets mit ihrem zwischen Weltgeschichte und lokalhistorischem Patriotismus changierenden Gehalt vertiefte und mit malerischer Kraft und Freiheit abwandelte. Der Preußenkönig, der leidenschaftlich Traversflöte spielte und für dieses Instrument auch komponierte, musiziert anläßlich eines Besuches seiner Schwester, der Markgräfin von Bayreuth. Mit dem linken Fuß den Takt klopfend, improvisiert er am hohen Notenpult, das den Blickkontakt zum innehaltenden Orchester versperrt, so daß sich die bildparallel angeordnete, durch die Vordergrundfigur verklammerte Szene in Hörergruppe links und Kammerorchester rechts teilt. In der auf Vertikalen beruhenden Komposition fällt die extreme Verkürzung der Flöte auf: Menzels in Garderobe und Mobiliar historische Treue fixiert nicht das Instrument als anekdotisches Detail, sondern widmet sich dem musikalisch flirrenden, warmen Kerzenlicht in dem bühnenartig illuminierten, choreographisch rhythmisierten, nach rückwärts verfließenden Interieur des Konzertzimmers von Sanssouci. Er gibt statt einer Apotheose friderizianischer Kunstpflege eine atmosphärische Schilderung des Musizierens.
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