Während im 18. und 19. Jahrhundert Italien als Sehnsuchtsziel aller Künstler galt, fühlte sich Caspar David Friedrich von der Landschaft Nordeuropas angezogen. Er unternahm mehrere Reisen an die Ostsee, in die Sächsische Schweiz und nach Böhmen; viele seiner Küsten-, Gebirgs- und Waldlandschaften zeugen davon. Das wunderbar strahlende Blau des nächtlichen Himmels ist der beherrschende Klang in diesem Gemälde. Ein weißer, hinter filigranen Kiefern stehender Vollmond beleuchtet die gerodeten Hänge einer Waldschlucht. Das den Wald erhellende Mondlicht scheint jedoch nicht den im Schatten liegenden Vordergrund zu erreichen. Dort, zwischen Erdhügeln und Baumstümpfen, haben ein Mann und eine Frau in einer Höhle Zuflucht gefunden und ein wärmendes Feuer entfacht, auf dem sie sich ein Essen bereiten. Die geheimnisvoll anmutende nächtliche Waldlandschaft legt eine religiöse Deutung nahe. Folgt man dieser, so lassen sich die Hügel des Vordergrundes mit der Feuerstelle in der Erdhöhle auf die Mühsal und Vergänglichkeit des irdischen Daseins beziehen. Der dahinter befindliche feingliedrige Kiefernwald dagegen ist von nahezu immaterieller Qualität; im Vergleich zu der Szene im Vordergrund erscheint er als ein entrückter, jenseitiger Bereich, der im blauen Nachthimmel seinen Höhepunkt findet. Der Beschwernis des irdischen Lebens setzt Friedrich die Schönheit einer Trost verheißenden Mondnacht entgegen. Erst im Jahr 1992 tauchte dieses einst im Besitz des Berliner Verlegers Georg Andreas Reimer befindliche, der Forschung bis dahin unbekannt gebliebene Werk im Kunsthandel wieder auf und konnte für die Nationalgalerie erworben werden.