Der griechische Satiriker Lukian von Samosata (2. Jh. n. Chr.) schildert in der Schrift ‚Über die Verleumdung‘ ein Gemälde des Apelles, des bedeutendsten Malers der Antike. Das Kunstwerk ist verloren und nur aus diesem literarischen Zeugnis bekannt.
Im Auftrag des Augsburger Bischofs Johannes II. von Werdenberg übersetzte der Humanist Rudolf Agricola Lukians Werke ins Lateinische. In Heidelberg, wo Agricola bis zu seinem Tod 1485 gelehrt hatte, entstand 1496 eine Abschrift seiner Widmungsvorrede, auf deren Rückseite der Student Johannes Duft aus Schmalkalden die Szene in ein Bild umsetzte – als erster Künstler nördlich der Alpen.
Die allegorische Darstellung zeigt einen jungen Herrscher mit langen Eselsohren, der auf einem Thron sitzt und den Einflüsterungen von Lastern lauscht, die als weibliche Gestalten personifiziert sind. Links im Vordergrund wenden sich Wahrheit und Reue von der Szene ab.