Nach dem Erwerbungsbuch des Museums für Byzantinische Kunst soll der ovale Einsastz aus der Ausgrabung von Professor Schweinfurth in Arsinoe stammen. Doch bestehen an dieser Zuweisung Zweifel, denn bis auf eine einzige Ausnahme sind keine vergleichbaren Stücke unter den zahlreichen, von Georg Schweinfurth im Jahr 1886 in Arsinoe – dem heutigen Madinat al-Faijum – ausgegrabenen Textilien vorhanden. Er entspricht vielmehr Wirkereien aus dem römischen, südöstlich von Arsinoe gelegenen Friedhof von Hawara sowie den spätantiken Textilfunden aus der Nekropole von al-Bagawat.
Stilistisch gehört das Fragment zur Gruppe der so genannten Purpurwirkereien (siehe auch Inv. 9345). Charakteristisch dafür sind überwiegend geometrische und ornamentale Muster, die den purpurfarbenen Bildgrund netzartig überziehen. Dafür wurde eine spezielle Technik, der „fliegende Faden“, verwendet. Dies ist ein zusätzlich zum Schuss- und Kettgarn mitgeführter Faden aus ungefärbtem Leinen, der nicht wie die Schussfäden mit der Kette bindet, sondern auf der Gewebeoberfläche flottiert, wodurch filigrane Muster erzeugt werden können.
Das Innere des ovalen Einsatzesfüllt ein „Sternflechtmotiv“, eine Komposition, die auf zwei sternförmig miteinander verflochtenen Quadraten basiert. In die Spitzen des Sterngeflechts sind kleine Vierblätter eingeschrieben. Eingefasst wird das Bildfeld von einem dreiteiligen Rahmen aus einer Wellenranke mit wechselständigen, runden Blättern auf hellem Grund zwischen schlichten purpurfarbenen Bahnen.
Cäcilia Fluck (2017)