Während das sehr große Bild »Friedrich und die Seinen bei Hochkirch« (1856, ehemals Nationalgalerie, verschollen), die vorerst einzige Kriegsdarstellung, vom Entwurf bis zur Fertigstellung sechs Jahre in Anspruch nahm, wurden Schlag auf Schlag die Friedensbilder vollendet. Vom heiteren Kronprinzen über den ›Philosophen von Sanssouci‹ bis zum fürsorglichen Verwalter der durch den Siebenjährigen Krieg mitgenommenen Provinzen werden alle wichtigen Aspekte und Lebensstufen berührt. Das nur als Fragment (Nationalgalerie, Inv.-Nr. F.V. 45) sowie in Form einer Skizze (Nationalgalerie, Inv.-Nr. A III 767) erhaltene Werk »Friedrich der Große auf Reisen« zeigt den preußischen König mit seinem Feldherrn Lentulus bei der Inspektion eines zerstörten Dorfes. Ehe er sich von dem Geheimrat von Brenkenhoff die Baupläne zeigen läßt, empfängt er die Ehrerweisungen der Gutsherrenfamilie (links im Bild) und der Bevölkerung, darunter eines Kriegsinvaliden. Das Baugerüst links, mit Maurern, ist die historische Fassung des gleichen Motivs in »Bauplatz mit Weiden« (Nationalgalerie, Inv.-Nr. A I 900). Vorweggenommen ist das Thema in Johann Christoph Frischs Bild »Friedrich der Große besichtigt die Kolonien im Rhinluch« (um 1800, Verbleib unbekannt), aber auch in einigen Holzschnitten Menzels zu Kuglers »Geschichte Friedrichs des Großen« (1840–1842).
Die Ausführung im großen Format erwarb 1854 der Berliner Eisenhändler Louis Ravené, der seine Galerie zeitgenössischer Kunst in der Berliner Wallstraße, in von Stüler gestalteten Oberlichträumen, einmal in der Woche für das Publikum öffnete. Nach schwersten Beschädigungen im Zweiten Weltkrieg ist sie nur noch fragmentarisch erhalten und wird als Leihgabe der Bundesrepublik Deutschland in der Nationalgalerie verwahrt (Inv.-Nr. F. V. 45). | Claude Keisch