Das historische Genre, das in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts große Popularität erlangte, prägt zumeist ein stark narrativer, wenn nicht gar literarischer Zug. Künstler wie Carl Gehrts oder Paula Monjé schufen vielfach humoristische oder novellistische Gemälde, die sich zur Ausstattung historistisch eingerichteter Salons eigneten, auch zur Bebilderung der damals beliebten Prachtausgaben oder für eine der weithin zirkulierenden illustrierten Zeitschriften. In dem Bild »Deutsches Volksfest im 16. Jahrhundert«, das als eines der Hauptwerke von Paula Monjé gelten darf, gibt die Künstlerin das bunte Treiben auf dem Marktplatz einer altdeutschen Stadt. Schon in der Darstellung »Patrizierin« von 1878 (Nationalgalerie, verschollen) hatte sie in Kostüm und Ausstattung die Zeit Holbeins und Cranachs, also die Reformationszeit, inszeniert, freilich zeitgemäß idyllisierend überhöht. Der Einfluß Eduard von Gebhardts, dessen Privatschülerin Monjé war, zeigt sich unter anderem in den fein ausgeführten Details und der differenzierten Charakterisierung der einzelnen Figuren. – Beide Bilder gelangten als Geschenk der beruflich ernüchterten Künstlerin 1888 in die Nationalgalerie. | Regina Freyberger