Ab Ende der 1890er-Jahre etabliert sich Gustav Klimt schrittweise als Porträtist der Damen des Wiener Großbürgertums, dabei entsteht auch eine Reihe von frühen Frauenporträts, die bis dato noch nicht identifiziert werden konnten. Neueste Forschungen bringen das impressionistisch anmutende Gemälde eines jungen Mädchens vor sattgrüner Naturkulisse mit Maria Ucicka (1880–1928) in Verbindung, jenes Modell im Haushalt des Künstlers, das Klimt 1899 seinen ersten unehelichen Sohn Gustav Ucicky gebar. Die Porträtierte präsentiert sich in leichter Drehung mit sommerlich-modischem Hut und weißer, hochgeschlossener Bluse mit Puffärmeln und richtet ihre hellblauen Augen auf den Betrachter, den Künstler. Das ovale Gesicht mit leicht geröteten Wangen signalisiert eine gewisse Schüchternheit oder Unsicherheit und ist präzise und feingliedrig ausgeführt. Die zarte Malweise kündigt bereits Klimts lyrisch-duftige Porträts der Damen Maria Henneberg, Gertrud Loew oder Hermine Gallia an und steht ganz im Gegensatz zum breiten, groben Pinselduktus des sie umgebenden grün nuancierten Blattwerks. Während sich das Laubwerk über ihrer rechten Schulter in dunkleren Grüntönen verdichtet, erinnern die grellen Grünakzente über der linken Schulter an die Farbpalette seiner frühen Salzkammergut-Landschaften.
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