Objekte wie der Edelsteinstrauß (12) und die Planetenmaschine (14) sind ein Ausdruck für die Sammelleidenschaft und das große naturwissenschaftliche Interesse des Kaisers. Als Betreiber von Bergwerken und Manufakturen legte er einen besonderen Schwerpunkt auf die Mineraliensammlung und verfolgte damit auch wirtschaftliche Ziele, die der industriellen Entwicklung des Reiches zugute kommen sollten. Die ältesten Sammlungsobjekte wie Basilisk (61) und Smaragdhandstein (11) stehen für eine ganz andere Art des Sammelns. Mit den „Kunst- und Wunderkammern“ des 15. und 16. Jahrhunderts wollte man die Vielfalt der Schöpfung zeigen, aber auch mit möglichst exotischen und fantastischen Dingen beeindrucken. Besonderer Beliebtheit erfreuten sich Objekte aus fernen Ländern und solche, die mit Fabelwesen in Verbindung gebracht werden konnten. 1765, nach dem Tod des Kaisers, übergab seine Gattin Maria Theresia das Naturalienkabinett dem Staat. Ab diesem Zeitpunkt war es zweimal in der Woche öffentlich zugänglich. Wie die älteste erhaltene Eintrittskarte (100) aus dem Jahr 1798 dokumentiert, wurden damals die Billetts noch handschriftlich für jeden Besucher persönlich ausgestellt. Zu dieser Zeit entwickelten sich die Vereinigten k. k. Naturalienkabinette zu einer Forschungsstätte ersten Ranges, die die Universität weit überflügelte. So besaß das NHM die damals größte Sammlung von Eingeweidewürmern. Sie enthielt als besondere Rarität den Fischbandwurm von Dr. Sömmerring (52). Man bemühte sich, alle Sammlungen nach dem neuesten Stand der Wissenschaft zu ordnen. Bereits 1778 war der Meteorit von Hraschina (17) aus der Schatzkammer in die Naturalienkabinette übernommen und damit der Grundstein für die älteste Meteoritensammlung der Welt gelegt worden. Im späten 18. und im 19. Jahrhundert unternahmen tollkühne Forschungsreisende Expeditionen in ferne Länder, unter anderem nach Australien und Neuseeland, Brasilien und zu den karibischen Inseln. Exotische Objekte wie Arapaima (64) aus dem Amazonasgebiet, Brauen-Glattstirnkaiman (72) und Moas (77) aus Neuseeland sorgten für großes Aufsehen. Platzmangel und zahlreiche feuergefährliche Alkoholpräparate in der Hofburg führten zur Errichtung eines neuen Museumsbaus an der Ringstraße. Am 10. August 1889 eröffnete Kaiser Franz Joseph I. ein Gesamtkunstwerk mit der Widmung „Dem Reiche der Natur und seiner Erforschung“. Fassadenschmuck, 100 Ölgemälde und Innenausstattung wurden auf die Exponate abgestimmt. In 39 Sälen präsentierte man die Vielfalt des Lebens auf der Erde. Seither hat die intensive Forschungstätigkeit des Museums immer wieder Sensationsfunde ins Haus gebracht. Ein Höhepunkt der archäologischen Ausgrabungen war 1908 die aufsehenerregende Entdeckung der Venus von Willendorf (36). In Hallstatt wurden bei jährlichen Grabungskampagnen Zeugen des prähistorischen Salzbergbaus wie ein lederner Tragsack (42) und ein bronzenes Schöpfgefäß (43) geborgen. Anthropologinnen des Hauses ist es gelungen, den
Schädel von Lautsch (47) mehr als hundert Jahre nach seiner Auffindung mit modernster Technik absolut zu datieren. Das durch einen Tsunami vor 17 Millionen Jahren zerstörte größte fossile Austernriff (26) wurde von Paläontologen des NHM freigelegt und erforscht.
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