Das Blatt ist einer von drei eng verwandten Holzschnitten Baldungs mit Darstellungen von Wildpferden. Da aber jede Komposition für sich mit Name und Datum versehen ist, sollen sie offenbar auch als Einzelblätter verstanden werden. […] Baldung macht mit diesen Darstellungen seinem Ruf als impulsivster und unkonventionellster deutscher Renaissancekünstler Ehre. Er versetzt das vornehmste Objekt frühneuzeitlicher Studien nach dem lebenden Tier, das Pferd, das stets im Zusammenhang mit Kunstwerken, meist Standbildern, höchsten gesellschaftlichen Anspruchs eine Rolle spielte, in seinen ungezähmten, gewissermaßen unzivilisierten Urzustand. Er beobachtet die Kreatur beim Wasserlassen, in den anderen Blättern beim Kampf und in sexueller Erregung […]. Ein ganz vorn genau im Profil gezeigter Hengst wird dabei jeweils von etlichen Artgenossen in starker Bewegung sehr dicht hinterfangen, so daß die Kompositionen, unterstrichen durch die weit aufgerissenen Augen der Tiere, vor allem deren ungezügelte körperliche Energie zum Ausdruck bringen. Dem entspricht auch die Holzschnitt-Technik, die nichts von Dürerischer Köstlichkeit besitzt, sondern in erster Linie auf den wuchtigen Einsatz von Licht und Schatten ausgerichtet ist und mit kleinen bewegten Strichen noch den Erdboden wie in aufgeregter Bewegung erscheinen läßt.