Etwas Beunruhigendes geht von dem Blick dieses Künstlers aus: James Ensor scheint uns kritisch zu mustern, streng zu prüfen und dabei nicht wirklich Wohlgefallen an uns zu finden. Prophetisch leuchtet sein hageres Gesicht aus dem Zentrum des Blattes: Hohe Stirn unter wirrem Haarschopf, große Nase, spitzer Mund und dunkler Vollbart – es sind die markanten Züge eines Mannes, der mehr sieht als andere. Doch gilt sein stechender Blick in erster Linie sich selbst, denn der Stift in seiner Linken und das Skizzenbuch in der Rechten verweisen eindeutig auf das Zeichnen des eigenen Konterfeis, das er im Spiegel betrachtet. Rechts von ihm ist eine Staffelei zu sehen, die linke Seite des Hintergrundes nimmt ein schwerer Schrank mit reichem Dekor ein. Wie ein maskenartiger Fremdkörper erscheint ein Mops – wohl später ergänzt – vorne links neben dem Zeichner. Eine spukhafte Atmosphäre durchzieht den dämmrigen Raum, dessen bedrohliche Stimmung Ensor mit einer Vielzahl sich überlagernder Strichbilder erzeugt. Über eine feine Umrisszeichnung in Kohle legt er lose Skizzierungen, schnelle Schraffuren und krude Zickzacklinien, die sich strahlenartig um seinen Körper legen.
James Ensor gilt als wichtigster Vertreter des belgischen Symbolismus, doch entzieht sich seine ausgeprägte künstlerische Individualität jeder einfachen Kategorisierung. Seine groteske Bildwelt ist geprägt von Dämonen, Masken und Skeletten – Motive, derentwegen er auch als Vorläufer des Expressionismus und des Surrealismus angesehen wird.
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