Franz Marc hatte eine enge Beziehung zu Tieren, und Pferde besaßen eine besondere Bedeutung für ihn. Auf Weiden im oberbayerischen Voralpenland bei Kochel, Lenggries und Sindelsdorf, in unmittelbarer Nähe der Tiere, fertigte er von ihnen zahlreiche Gemälde, Studien und Skizzen an. Er verstand sich keinesfalls als Tiermaler in der Tradition der Akademiemalerei, sondern sein Interesse galt dem Lebewesen, dessen Inneres er zur Anschauung bringen wollte, um dem Geheimnis des Seins näher zu kommen. Das Tier in der Landschaft war für den Künstler die Brücke zwischen Mensch und Natur, deren verlorene Einheit er wieder herstellen wollte. Nur das Tier, so Franz Marc, habe sich die ‚keusche Majestät‘ bewahrt. Aus diesem Denken heraus entwickelte Marc die Autonomie von Farbe und Form. Der im Vordergrund sichtbare, stark angeschnittene Körper des Pferdes und sein in die Bildmitte gerückter Kopf verbinden sich mit der dahinter ansteigenden, horizontlosen Landschaft zu einer großflächigen, intensiven Farbigkeit. Der Betrachter erlebt in der Perspektive des Tiers und mit ihm den Blick in die Weite einer Weidelandschaft – womöglich wollte Franz Marc eine Assoziation zu Caspar David Friedrichs Wanderer über dem Nebelmeer (um 1818) nahe legen.