Türkis. 25 x 20 cm. Nishapur, Iran. 1915.
Das unverwechselbare, aus einem prachtvollen Türkis gearbeitete Stück ist das Geschenk eines
persischen Türkisschleifers an Kaiser Franz Joseph I.
1001 NACHT IN WIEN
Zu seinem 85. Geburtstag erhielt Kaiser Franz Joseph I. vom in Wien lebenden persischen Türkisschleifer Mehdi Gassem einen ungewöhnlichen Talisman als Geschenk: einen riesigen geschnitzten Türkis in vergoldeter Fassung, die mit der Kaiserkrone geschmückt und mit den Initialen des Kaisers, dem Nationalwappen und den Jahreszahlen 1914 (Beginn des Ersten Weltkriegs) und 1915 (Jahr der Geschenkübergabe) versehen ist.
„Oh Kaiser von Österreich, König von Ungarn. Du Schützer des Rechts, es schütze Dich Gott! Herzinniglich beten wir Moslems zum Schöpfer: Gib Ihm den Beistand und Ihm gib den Sieg!“ lautet die theatralische Widmung in persischer Sprache. Im Jahresbericht des NHM, wo der Talisman noch 1915 landete, wurde sie nicht übersetzt, nur recht trocken kommentiert – als „ein von dem Künstler verfaßtes persisches Gedichtchen, das in schlichten, aber herzlichen Worten die Liebe der Mohammedaner zu unserem Kaiser beredt zum Ausdruck bringt“.
Der Türkis stammt vom weltberühmten Vorkommen in Nishapur im heutigen Iran. Dieses wurde bereits im Alten Ägypten abgebaut und fand im 13. Jahrhundert auch in Marco Polos Reisebericht Erwähnung: „In den Bergen dieses Landes werden köstliche Steine gefunden, die wir Türkise nennen ...“
Zwar ist der kaiserliche Talisman ein Einzelstück, die Idee wurde jedoch mehrmals umgesetzt. Im Jahr 2008 ersteigerte das Naturhistorische Museum einen zweiten Türkistalisman aus der Werkstatt Mehdi Gassems. Dieser ist nur halb so groß, war aber auch einem wesentlich weniger berühmten Besitzer zugedacht: Es handelt sich um ein Geschenk an den Eigentümer jener Wiener Schneiderei, in der Mehdi Gassem seine Hemden anfertigen ließ.
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