Wie kann man jungen Menschen helfen, ihr Potenzial auszuschöpfen?
Welche Freiheiten habe ich als Mensch? Wie erkenne ich meine Potenziale? Wie kann ich mich vollständig entfalten? Kann ich das überhaupt?
Kraft, Leidenschaft und Talent stecken in jedem Menschen. Manche brauchen nur etwas länger, um ihre Stärken zu erkennen. Und: Sie brauchen dabei Unterstützung.
Als Elisabeth, 30, in Studien las, dass im Durchschnitt nur 50 Prozent der Hauptschüler den Übergang in eine weiterführende Schule oder in die Ausbildung schaffen und 30 Prozent aller Lehrlinge die Ausbildung wieder abbrechen, war klar, dass sie etwas tun musste. „Es gibt so viele junge Menschen, die gar nicht wissen, wie großartig sie sind, und die keine Idee davon haben, wer sie in ihrem Leben sein wollen!“
Elisabeth lebt in München und ist Bildungsunternehmerin. Sie hat ROCK YOUR LIFE! gegründet, ein Mentorenprogramm, das an 43 Standorten in Deutschland und der Schweiz existiert. Elisabeth und ihre Mitarbeiter vermitteln Mentoren – junge Studierende – an sozial, wirtschaftlich oder familiär benachteiligte Schüler und helfen ihnen bei der Suche und Entfaltung eigener Potenziale. Elisabeth macht das, weil sie sich endlich ein gerechtes Bildungssystem wünscht. Ein System, in dem jeder seinen Platz findet und das jedem die Zeit einräumt, die er oder sie braucht, um die eigenen Berufswünsche zu erkennen.
Dass es dieses System so tatsächlich noch nicht gibt und dass junge Menschen an deutschen Schulen oft nur wenig Einblicke in Berufe und das Leben „danach“ bekommen, bewies auch der Tweet einer 17-jährigen Schülerin Anfang des Jahres: „Ich bin fast achtzehn und hab keine Ahnung von Steuern, Miete oder Versicherungen. Aber ich kann `ne Gedichtanalyse schreiben. In vier Sprachen.“
Steuern und Mieten haben natürlich wenig mit Berufsfindung zu tun und niemand hat Lust auf Gedichtanalysen, aber hinter diesem Tweet steckte noch etwas anderes, etwas, das auch Elisabeth beklagt. Dass nämlich die Schüler und Schülerinnen in Deutschland nur wenig lernen über sich, ihre Talente und das wahre Leben, das sie spätestens und oft völlig unfreiwillig mit dem Abitur ereilt.
Kinder sind die Zukunft eines Landes. So abgedroschen und gleichsam träumerisch diese Phrase klingt. Es gab viele Antworten von vielen jungen Menschen, die – so scheint es – nicht zum ersten Mal über die Frage nachgedacht haben. Mia, 14 Jahre, schreibt, sehr erwachsen: „Geld in das Bildungssystem investieren, eine bessere Lernatmosphäre schaffen, Kinder motivieren, Lehrer prüfen (!).“ Ebenso Tony, auch erst 14: „Mehr Individualität in Schullehrplänen für Schüler, die sich besonders für eine Sache interessieren.“
Es ist vor allem die fehlende Vielfalt, die nicht nur das Mädchen auf Twitter, sondern auch die Teilnehmer der #Deutschland25-Diskussion beklagen:
„Viel mehr Multimedia in den Unterricht (Videos, Keynotes) integrieren, Zugang zur Technik einfacher machen.“ (Leo, 15)
„Mehr berufsorientierte Schulfächer anbieten, andere Infos rausnehmen. Kaum einer interessiert sich zum Beispiel für Steine!“ (Denis, 17)
Innovation, also sich trauen, Neues zu probieren, ist eine der lautesten Forderungen der Generation25. Beispielhaft dafür:
„Risikobereitschaft muss unterstützt werden! Neues ausprobieren, selbst wenn der Ausgang ungewiss ist.“ (Johannes, 21)
„Deutschland ist berühmt für ‚Innovation‘. Es ist höchste Zeit, das auf unser Schulsystem zu übertragen.“ (Ana, 27)
Ein Bildungssystem zu ändern ist natürlich ein Wahnsinnsprojekt und nichts, das von heute auf morgen gelingen kann. Ebenso die Integration von Technik und modernen Medien in den Schulalltag. Auch wenn Letzteres unbedingt in naher Zukunft erfolgen muss. Was man den Lehrern und Bezugspersonen von jungen Menschen aber sofort mitgeben kann ist die Einsicht, dass jeder einmal jung war, jeder sich einmal die Frage stellen musste: Wer will ich sein?
#DEUTSCHLAND25
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