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Johannes Krisch, porträtiert von Gabi Trinkaus

Gabi Trinkaus2008

Burgtheater

Burgtheater
Wien, Österreich

Zusammengesetzt, wie wir nun einmal sind; aus unseren Bestandteilen immer wieder neu zusammengeflickt. Gabi Trinkaus hat für ihre Rekonstruktion des spezifischen Menschen eine ganz neuartige Technik entwickelt, die zwar auf das alte Prinzip der Collage zurückgeht, aber unter einem hoch differenzierten theoretischen Aspekt. Wir alle wissen etwas über menschliche Ähnlichkeiten, rein äußerlich gesagt. Fast jeder Passant, dem wir auf der Straße begegnen, erinnert uns an einen Bekannten; wer hätte nicht schon beobachtet, dass Menschen von ähnlicher Physiognomie auch über ähnliche Gesten und sogar Gewohnheiten verfügen, etwa sich zu kleiden. Man könnte daraus ein Spiel entwickeln, ein Vexierspiel der Assoziationen, und eine Typologie von Eigenschaften entwerfen, übrigens eine durchaus überschaubare, deren Grundmuster auf die meisten Menschen anwendbar scheinen; Spiegelkabinett der Anverwandlung. Gabi Trinkaus setzt ihre Porträts aus Zeitungsausschnitten zusammen, die sie Modezeitschriften und Lifestylemagazinen entnimmt. Während der Arbeit ist sie dann von Bergen solcher Bildseiten, Bildseitenfragmente umgeben, sie wühlt sich geradezu durch all das umliegende Menschenmaterial durch; was hier keineswegs in diesem gedankenlos abwertenden, sondern ganz buchstäblichen Wortsinn gemeint ist: Es geht um die materiellen Eigenschaften des menschlichen Erscheinungsbildes. Woraus sich der bemerkenswerte Effekt ergibt, dass die Künstlerin aus kleinen Hautstücken, einzelnen Haarsträhnen, Augen-, Ohren-, Mundpartikeln, die irgendwelchen Fotomodellen, weiblichen und männlichen, oder anderen, dort abgebildeten Menschen angehören, ihre ganz individuellen Porträtgestalten klittert. Wobei angemerkt werden muss, dass sie auch reine Phantasieporträts – etwa Idealporträts im Sinn Raffaels, der behauptet hat, seine Gestalten aus den schönsten Teilen zusammenzusetzen – erfinden könnte. Die Idee ist faszinierend: Aus vielen Anderen einen Bestimmten hervorzubringen. Hier Johannes Krisch. Die Vorzeichnung entstand nach einem Foto, das die Künstlerin hergestellt hat; denkbar unprätentiös; einfach das Bild eines jungen Mannes mit entblößtem Oberkörper und geöffneten Jeans, der aus allem besteht, nur nicht aus sich selbst. (Text von Otmar Rychlik, aus dem Programm zur Eröffnung der Porträtgalerie Burgtheater)

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  • Titel: Johannes Krisch, porträtiert von Gabi Trinkaus
  • Ersteller: Gabi Trinkaus
  • Datierung: 2008
  • Ort: Burgtheater Wien, Porträtgalerie, Foyer 2. Rang
  • Abmessungen: 165 cm x 130 cm
  • Fotograf: Gabi Trinkaus
  • Material: Magazinpapier auf Leinwand
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