Die Gesellschaft für Vervielfältigende Kunst erteilte Gustav Klimt den Auftrag, für das von der Gesellschaft herausgegebene Prachtwerk "Die Theater Wien's" (Band II, Teil 3) eine bekannte Schauspielerpersönlichkeit des Wiener Hofburgtheaters zu porträtieren. Klimts Wahl fiel auf Josef Lewinsky (1835-1907). Der damals sechzigjährige gefeierte Theaterstar Lewinsky präsentiert sich im Gemälde selbstbewusst als Carlos in Goethes Drama „Clavigo“, eine der herausragenden Rollen seiner langjährigen Theaterkarriere. Im Gegensatz zu weiteren Aufträgen der Gesellschaft für dieses Werk, die unter anderem von Hans Temple, Andreas Groll und Adolf Hiremy-Hirschel als Grisaillen im historistischen Stil ausgeführt waren, legte Klimt sein Bild allerdings wesentlich moderner an.
Der Schauspieler erscheint auf einer abgedunkelten Bühne im schwarzen Kostüm, wodurch sich nur sein Gesicht und das weiße Hemd vom dunklen Hintergrund abheben. Fast gewinnt man den Eindruck, dass Klimts Malweise mit ihrem tonigen Kolorit und Übermaß an Realismus den Eindruck einer Schwarzweiß-Fotografie erwecken wolle. Bis in die fast nicht mehr wahrnehmbaren Gesichtsfalten und kleinsten Details der Kleidung hinein verfolgt Klimt eine geradezu miniaturhafte Malweise. Auch die leicht erhöhte Positionierung des Schauspielers vor dämmrigem, leeren Hintergrund entspricht exakt den damals üblichen Arrangements in Fotostudios. Das dunkle, schmale Hochrechteck des Lewinsky-Porträts wirkt somit wie eine Fotocollage vor einer hell gemalten Rahmenfläche, auf deren linken Seite vegetabile Ranken erscheinen. Das rechte Feld zeigte eine Allegorie des Theaters in Form einer jungen Dame mit Maske, die hinter dem Rauch eines antiken Weihrauchkessels auftaucht.